Victoria Regia

Ein holdes Bild aus der Romantik Tagen
Will noch einmal sich uns verkörpert zeigen,
Aus stillen Wasser holde Blüten steigen
Und schwimmen, von den Wellen sanft getragen.

Inmitten sehen wir die Holde ragen,
Als Königin erkannt in diesen Reichen,
Vor der sich freudig alle Nymphen neigen
Wenn sie das Aug’ zum Lichte aufgeschlagen.

In blendend Weiß mit rotem Saum gekleidet,
So wiegt sie sich auf ihrem grünen Throne,
Und goldne Fischlein spielend sie umwerben.

Doch wenn sie wieder von dem Throne scheidet,
Dann taucht sie nieder, wie das Haupt die Krone,
Um unterm Blätterschilde still zu sterben.

Collection: 
1893

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1. Caritas Pirkheimer.

Mit seinen Türmen, seinen stolzen Warten
Liegt Nürnberg vor des Wandrers Blicken da,
Der aus dem Forst „des Reiches Bienengarten,“
Sich einem Stadtgetrieb’ genüber sah,
In dem sich tausend Hände emsig regen,
Das Gute gut...

Zwei Fenster.

I.

Ein Fenster hinter blendenden Gardinen,
Das hoch und groß den Blick hinein verstattet;
Vom hellen Sonnenglanze ist’s beschienen,
Der an den blanken Scheiben nicht ermattet.

Umzogen ist’s von grünen Epheuranken,
Lorber...

1842.

Nicht sing ich jetzt von inn’rem Leid und Glücke,
Das einzig meiner Seele nur gehört –
Ich weise meines Schicksals Weh zurücke,
Vom Gramversinken bin ich aufgestört,
Der Gegenwart gilt’s ganz und gar zu leben,
All ihren Stürmen will ich...

Schon in der Jugend Morgentagen
Fühlt ich mich als ein Kind der Zeit
Und ihrem Hoffen, ihren Fragen
War stets mein Wort, mein Lied geweiht.

Mein ganzes Herz, mein ganzes Leben
War nur erfüllt von einem Ziel:
Mich an mein Volk dahin zu geben,
...

Zöblitz, im Mai 1853.

Ein Pfingsten kam – o welche Festesfeier!
Der schöne Mai im hellen Blütenkranz
Zerreist des Himmels düstern Wolkenschleier,
Und zeigte ihn in seinem blau’sten Glanz. –

Kann solche Wonne auch im Kerker wohnen?
Ist da auch...