Vereinigt

Daß eng verschlungen Leben hängt an Leben,
Daß Geist und Leib mitsammen sich verweben
Und nirgend doch die Fessel wird empfunden.

O Seligkeit in ungezählten Stunden,
Wo alle Fasern fest zusammenstreben,
Nicht ahnend wie sie innig sich ergeben,
Bis sie ereilt sind von der Trennung Wunden.

Das war ein schöner Baum, im reichen Segen
Von Zweig und Blatt dem Himmel zugewendet,
An innrer Kraft gar vielen überlegen;

Da kommt ein Blitz aus Wolken hergesendet
Und liefert an die Beile ihn und Sägen,
Daß der zerspaltne Riese kläglich endet.

aus: Freud' und Leid
Lieder und Bilder von C. Dräxler-Manfred
Hannover Carl Rümpler 1858

Collection: 
1838

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