Bei letzter Sonne noch gewohntes Schicksal,
Brachte der erste Stern den Wechsel? Eben
Umstrichen noch von der Luft der staubigen, öden
Steinbrüche, noch der grauen Flächen Lähmung,
Sprühte der Stein jetzt Funken, und erquoll
Ozon in Strömen von verschwenderischen
Himmeln. Zwar drohte schwanker die schon schwanke Bahn,
Versteckten Gründen näher, doch jed' neuer Tod
Mehrt nur des Helden Herz.
So wichest du nicht aus. Mit weiten Nüstern
Sogst du den Rausch der Düfte und mit Händen,
Sehr wohl bereit einst Tränen aufzufangen
Für dieses Spielen, haschest du die Funken.
Der Schläfer findet sich des Morgens neu.
Die frohen Arme greifen in das Licht.
Sie sprechen ihre Sprache.
So war der Jüngling selig, als das Mädchen
Ihm Gold und Rausch bot. Jedes nahm er hin
Und haschte jedes neu.
Doch andern Abends
In seiner Einsamkeit gewahrt der Blick
Des Weibes Frage und das Wundertum.
Jetzt ist nicht Grund noch Forschung. Jede Pflanze
Schaut anderen Gesichts, und tiefe Scheidung
Furcht hin durchs All.
Da hemmt er seinen Schritt
Und sieht zu Boden. Kein Gefühl, das weist
Und wächst
Und rettet.
Er schritt nun tiefer zu. Des schwarzen Waldes erstem
Holze vorüber ging der Schritt, und drinnen
Floß Schweigen wie ein Traum von Baum zu Baum.
Die geraden Stämme standen dicht und wirr.
Der Weg war schmal. Es waren viele Wurzeln.
Dann kam der Platz. Den deckten hundert Rosen
In schönem Umkreis, und darüber hob sich
Steinern mit einem Antlitz, das aus allen
Adern und Herzen dieser Erde ... Sehnsucht
Getrunken hatte: Halb Symbol, halb Tier:
Die Sphinx.
Wie er zum Himmel sah, der sich in flachen
Blitzen besprach, zischte durch Dunste glühend
Ein Meteor. Er wollte innerst jubeln,
Doch starb der Ruf im Mund. Schon das Gestirn
Fiel sausend erdwärts und verschloß den Wald
Schwerdumpfen Falles. Glanzlos. Herzhin fiel das Blut.
15.-16. VIII. XI
(Band 1 S. 376-377)
_____