Sanft schlief sein Weib. Da hielt er's nicht mehr aus,
Er schlich sich fort und ging und träumte wieder
Vor einem Bild und einem welken Strauß
Und einer Handvoll junger Liebeslieder.
Die sang er mal, ach, in verschollner Zeit,
Da gab's ein Klingen Tag für Tag auf Erden,
Die Bäche trieben und sein Herz ward weit,
Sie küßten sich - es wollte Frühling werden.
Dann kamen Stürme und er stand allein,
Wild schrie sein Herz, er hatte keine Thränen. -
Die Zeit verflog; ein andres Weib ward sein,
Das ihn umfing mit ihrem tiefsten Sehnen.
So lag sie jetzt und träumte sanft und mild,
Und träumte nur von seiner Liebe wieder,
- Er aber stand vor jenem Mädchenbild
Und beugte tief die stolze Stirn hernieder.
aus: Neue Gedichte von Carl Busse
Stuttgart 1896
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger