Am Abend

Die Wälder ruhn, die Felder ruhn,
Da schön und still der Abend sinkt,
O selbst das Reh wird kühner nun,
Wo Stern und Sichel blinkt.

Aus dunklem Grund ins Aehrenfeld -
Und schneller teilt es Busch und Blatt,
Sein wird das Reich, die Ernte fällt,
Die scheu der Tag verboten hat. -

So zürne nicht, wenn jeder Hauch
Zu dieser Zeit nach dir verlangt;
Um deine Schönheit heißer auch
Mein zitterndes Begehren rankt.

O laß mich dir zu Füßen sein,
Bis lieblich sich dein Blick verwirrt,
Und mein und immer wieder mein
Die Fülle deiner Schönheit wird!

aus: Vagabunden. Neue Lieder und Gedichte
von Carl Busse
Stuttgart und Berlin 1901
J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger S. 15)

Collection: 
1896

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Tiefstill die Nacht. Nur manchmal, halb im Traum,
Hör' ich ein Knistern an den weiten Wänden,
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Dann weiß ich es, was dir dein Traum gebracht:
...

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...