Wie ich dich liebe dir zu sagen
Vermag ich nicht, du süßes Weib,
Die Seele denkt es nur mit Zagen
Und süß durchzittert es den Leib.
Es ist kein Wort, das aus es drückte,
Ein Schauen nur und Fühlen dann,
Ein Herz, das sich an dir entzückte
Und still in sich nun jubeln kann.
Kein Laut, der andern Welt verständlich,
Kein Mienenzug, der es verräth,
Und ein Gefühl doch so unendlich,
Wie's je die Menschenbrust durchweht.
Ein Stern durchleuchtest du mein Leben,
Es hängt an deinem Glanz und Licht,
Und schaut mit Lust und süßem Beben
In dein liebreizendes Gesicht.
Es nährt sich nur von deinem Blicke,
Der es begeistert und verklärt,
Und läutert still sich in dem Glücke,
Das deine milde Huld gewährt.
O dieses Leben, ein verfehltes,
Erfüllt von Gram, bedeckt mit Nacht,
Es ist ein frisches, neubeseeltes,
Seit ihm dein klares Auge lacht.
Vergessen hab' ich was vergangen,
Und an die Zukunft denk' ich kaum,
Glückseligkeit hält mich umfangen
Und mich berauscht der Wonnetraum.
Ein Weib wie du, so lieb und innig,
An allen süßen Gnaden reich,
Das Herz so tief, der Geist so sinnig,
Das Aug so klar, der Mund so weich -
Ich ahnte nichts von solchen Wesen,
Da zuckt der Blitz, ich sehe dich,
Und fromm wird, der ein Saul gewesen,
Und fleht zu dir: O liebe mich!
Du Inbegriff des Lieb- und Guten,
Mein All, mein Gott, mein Himmel du,
Laß mich zu Füßen dir verbluten,
Doch lächle mir nur liebend zu!
aus: Freud' und Leid
Lieder und Bilder von C. Dräxler-Manfred
Hannover Carl Rümpler 1858