Streik

Tief unten im Grunde,
Im schwarzen Geklüfte,
Im Reiche der Grüfte,
Da ist es zur Stunde
Unheimlich geschäftig,
Da regt es sich kräftig
Mit starkem Gähren,
Da will gebären
Die grimme Wöchnerin „Bergmannsnot“
Den Streik, den Riesen, der wieder droht. –
Vor kurzem noch, ihr habt es gesehn,
Ließ er die Räder stille stehn. –
Als er sich reckte in jähem Prall,
Tot lagen die Werke, die Schächte all’. –
Da klang kein Hammer im weiten Rund,
Kein Wagen entstieg dem schwarzen Schlund,
Da stockte alles mit einem Schlag,
Da herrschte der lange Feiertag,
Der grimme Riese schwang sein Schwert
Und Kirchhofsruhe war eingekehrt. –
– – – Gibt’s ein Beschwören,
Und wollt ihr wehren
Dem wilden Drange,
So säumt nicht lange
Und stillt die Not
Um Fleisch und Brot
Aus eurem Schatz
Durch Lohnzusatz –
Sonst wird das Grollen
In Schacht und Stollen
Durch „Nichtgewähren“
Den Streik gebären. –

Collection: 
1909

More from Poet

  • Die Mordmaschine, auch Auto genannt,
    Hat wieder viel Menschen zu Tode gerannt,
    Und vielen andern zermürbt und gebrochen
    Die vordem gute und graden Knochen –
    Wann endlich wird Einhalt getan dem Verderben?
    Wie viele müssen zuvor noch sterben? –

  • Man sprach ihn frei, trotz seinem Schuß,
    Denn Notwehr wurde angenommen –
    Ob man auch wohl zu diesem Schluß
    Im umgekehrten Fall gekommen? –

    Wir zweifeln – sah’n wir doch so oft
    Bei Streikenden die Rechtsentscheidung –
    Wo da auf Freispruch wir gehofft,...

  • Und wiederum erwachen
    In dieser Märzennacht
    Die alten Toten Helden
    Der Barrikadenschlacht. –

    Es hält sie nicht die Decke
    Und nicht der Stein der Gruft,
    Sie steigen aus den Gräbern,
    Sie wittern Märzenluft.

    Und sind auch hohl die Augen,...

  • Zola ist tot! –
    Vom Seinestrande
    Traf uns die Kunde
    Wie Dolchesstoß. –

    Der große Zola,
    Der Held so gewaltig,
    Stieg nieder zum Hades,
    In’s Reich der Seelen.
    Erlauchte Schatten
    Der Dichter-Titanen
    Empfangen, geleiten
    ...

  • Indess’ mein Arm die Keilhau schwingt,
    Sinnt Kopf und Herz auf schöne Lieder,
    Und wie die Arbeit sich verringt,
    So mehren sich der Verse Glieder.

    Und wird zu lang der Reime Zahl,
    Daß ich den Text nicht kann behalten,
    So macht auch dies mir keine Qual...