So still und ruhig, so erfüllten Wunsches froh
gingen auch wir einst durch die lauten Straßen,
langsam, Arm in Arm, und plaudernd, wie man so plaudert,
wenn man Sommerabends durch die Straßen schlendert . .
ein bisschen aus den Häusern rauszukommen
und die Sonne untergehn zu sehen,
draußen, über der Heide, braun und rot ...
es ist so schön, die Sonne untergehn zu sehn
und Hand in Hand so, eines stillen Glückes ruhig,
im schattenlosen, weichen Licht der Dämmerung zu stehen ...
Und nun ist alles, wie vor jenem Sommer:
in Hast und Unruh hetz ich durch den Tag und suche
mich in Arbeit zu vergessen und nenne das : Sieg !
und nenn es Knabentorheit : seine Zeit an solche Stimmungen
und Liebesträume zu vertrödeln!
Und dennoch, wenn ich auf den Straßen dann und wann
Zwei gehen sehe, unbekümmert um den Lärm rings plaudernd
und so still und ruhig, wie auch wir einst gingen. .
da packt es mich und wie ein Bettler folg ich ihnen, . .
irgend ein paar Worte zu erhorchen,
und wie ein Dieb, von ihrem stillen Glück
mir was zu stehlen.
aus: Cäsar Flaischlen Von Alltag und Sonne Gedichte in Prosa
Rondos / Lieder und Tagebuchblätter/ Mönchguter Skizzenbuch /
Lotte, eine Lebensidylle / Morgenwanderung
Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart und Berlin 1921