III.
Kom/ Liebste/ laß uns Rosen brechen/
Wie sie noch voll und farbigt seyn!
Laß andre/ was sie wollen/ sprechen/
Die Flucht schleicht sich den Jahren ein.
Wir müssen unverwendet schauen/
wie uns dis alles folgen muß.
Die Jugend trägt sich durch die Auen
geschwind mit unvermercktem Fuß.
Das Haar/ der Mund und diese Wangen/
vergehen offt in kurtzer Zeit.
Der Augen-Liechter göldne Spangen
seyn für dem Tode nicht befreyt.
Die ädle Schönheit der Geberden/
die meiner Liebe Mutter ist/
kan durch den Wind verwehet werden.
Komm/ Liebste/ weil du jung noch bist.
Wer sucht den Mäyen unsrer Tage/
ist er bereit einmal vorbey?
Häufft sich des Winters Leid und Plage/
so sind wir aller Liebe frey.
Wie sich ein Regenstrom behende
von Bergen in die Thäler geust:
So reissen wir uns selbst zum Ende/
Das uns itzund schon eylen heist.
Sind wir in dürren Sand geleget/
So werden wir/ und bleiben bleich.
Ein Stock/ der keine Zweige träget/
Ist keiner frischen Myrte gleich.
Drüm laß uns lieben/ wie es gehet/
eh noch der Abendstern anbricht.
Wer in der Liebe nichts verstehet/
der braucht der edlen Jugend nicht.