• Der volle Mond erhebt sich
    Am Horizont, ein später
    Gedanke unsrer Liebe,
    Und schwebt im stillen Äther.

    Wie ist es schwer, die Nähe
    Des Lieben zu entbehren!
    Nun ist's, als ob wir wieder
    Einander nahe wären;

    Denn mir zu Häupten leuchten
    Ganz nah dieselben...

  • Küsse mich nicht! Denn ich habe
    Neulich dem Blitze versprochen,
    Mich zu bewachen,
    Flehend: Tödte mich, Höchster,
    Mit deinem Blitzstrahl,
    Wenn ich zu schwach bin,
    Durchs Leben rein
    Meine Liebe zu tragen!
    Er ließ mich leben -
    Darum küsse mich nicht!
    Aber gehe nicht...

  • Ich denke dein in nächt'ger Morgenfrühe,
    Wenn aus dem Dunkel sich die Dämmrung ringt,
    Wenn kaum erblaßt der Horizont sich röthet
    Und eine erste Wachtel singt.

    Und kaum in Nacht versunken taucht die Liebe
    Mir auf der Morgenröthe Flügeln auf.
    Ich denke dein und kürze wie die Wachtel
    Voll...

  • Sieh, Alles in der Welt ist wandelbar.
    Was gestern du gesagt, war gestern wahr,
    Doch daß du morgen schon mich nicht mehr liebst,
    Wie mannichfalt und groß ist die Gefahr!
    Wenn du bedächtest: Weß ein Geist bedarf,
    Wird niemals doch dem andern offenbar,
    Und Jeder wandelt einsam durch die Welt
    Von Allen, die...

  • O erster Frühlingsglaube, Liebesfülle,
    Die in den österlichen Lüften schwebt!
    Und welcher Reichthum nach des Winters Stille
    Aus unsern eignen Herzen sich erhebt!

    Mir ist, als gäb's von nun an keine Leiden
    Und unser Weg sei wie der Sel'gen Flur.
    Denn selbst daß du mich kränktest, wird uns Beiden...

  • Ja, schön ist's, hinzuschreiten
    Durch Sturm und Wetternacht
    Und mit einander streiten
    Aus ebenbürt'ger Macht.

    Doch schöner noch, zu gehen
    Im Abendsonnenschein,
    Einander ganz verstehen,
    Einander folgsam sein. (S. 30)

  • Es waltet rings des Frühlings erster Gruß -
    Ein leises Knospen, halb entfaltet Grün -
    Ein Schleier deckt die Sonne, zart Gewölk
    Stieg Nachts empor; doch dringt des Himmels Blau,
    Verheißung naher Seligkeit, hindurch -
    Es kos't die Luft - wie eine liebe Hand,
    Die mehr nicht wagt, mit deinen Locken spielt....

  • War nicht auf einmal mein Gemach
    Ganz von dem Dufte deiner Rosen voll
    Und auch zugleich von unserm Glück?

    Führt Rosenduft mir diesen Tag zurück,
    Wenn deiner Liebe Schmuck ich missen soll,
    Wie scharfe Dornen würden wach

    Viel lieber bin ich jetzt schon sorgenvoll
    Und sinn' im...

  • Die allzu liebevollen Worte
    Wie bann' ich sie? wie bann' ich sie?
    Die hohen Fluten meiner Seele
    Nicht mehr beherrschen kann ich sie.

    Daß dich die Arme nicht umschlingen,
    Wie bann' ich sie? wie bann' ich sie?
    Daß meine Lippen dich nicht küssen,
    Kaum mehr beherrschen kann ich sie!...

  • Ich spüre noch von deinem Geiste
    Ein liebes Etwas in der Luft,
    Und leise noch verströmt die Rose,
    Die du mir ließest, ihren Duft.

    Und ob wir Abschied auch genommen,
    Ob wir auch weit getrennt von dir,
    Klingt doch durch all der Andern Reden
    Nur immer deine Stimme mir....