• Das Blümlein Wunderschön.
    Lied des gefangenen Grafen.
    Graf.
         Ich kenn ein Blümlein Wunderschön
    Und trage darnach Verlangen,
    Ich möcht es gerne zu suchen gehn,
    Allein ich bin gefangen,
    5 Die Schmerzen sind mir nicht gering,
    Denn als ich in der Freyheit ging,
    Da hatt’ ich es in der Nähe.

         Von diesem ringsumsteilen...

  •      Edel sey der Mensch,
    Hülfreich und gut!
    Denn das allein
    Unterscheidet ihn,
    5 Von allen Wesen,
    Die wir kennen.

         Heil den unbekannten
    Höhern Wesen,
    Die wir ahnden!
    10 Sein Beyspiel lehr’ uns
    Jene glauben.

         Denn unfühlend
    Ist die Natur:
    Es leuchtet die Sonne
    15 Über Bös’ und Gute,...

  • Das Heilige und Heiligste.
    Was ist heilig? das ists, was viele Seelen zusammen
         Bindet, bänd es auch nur leicht, wie die Binse den Kranz.
    Was ist das Heiligste? das, was heut und ewig die Geister
         Tiefer und tiefer gefühlt, immer nur einiger macht.

  • [96] Das Schreyen

    nach dem Italiänischen.

    Jüngst schlich ich meinem Mädgen nach,
    Und ohne Hindernüß
    Umfasst’ ich sie im Hayn; sie sprach:
    Lass mich, ich schrey gewiß!
    5 Da droht’ ich trozzig:...

  • Eine flache Furche bedeckt den goldenen Samen,
         Eine tiefere deckt endlich dein ruhend Gebein.
    Pflüge fröhlich und säe, hier keimet Nahrung dem Leben,
         Und die Hoffnung entfernt selbst von dem Grabe sich nicht.

  •      Laß mein Aug’ den Abschied sagen,
    Den mein Mund nicht nehmen kann!
    Schwer, wie schwer ist er zu tragen!
    Und ich bin doch sonst ein Mann.

    5      Traurig wird in dieser Stunde
    Selbst der Liebe süßtes Pfand,
    Kalt der Kuß von deinem Munde,
    Matt der Druck von deiner Hand.

         Sonst, ein leicht gestohlnes Mäulchen,
    10 O wie hat...

  • Der Besuch.

         Meine Liebste wollt ich heut beschleichen,
    Aber ihre Thüre war verschlossen.
    Hab ich doch den Schlüssel in der Tasche!
    Oeffn’ ich leise die geliebte Thüre!

    5      Auf dem Saale fand ich nicht das Mädchen,
    Fand das Mädchen nicht in ihrer Stube,
    Endlich da ich leis die Kammer öfne,
    Find ich sie, gar zierlich...

  • Der Biedermann.
    Wer ist der edlere Mann in jedem Stande? der immer,
         Welchen Vortheil er hat, stets sich zum Gleichgewicht neigt.

  • Der Edelknabe und die Müllerinn.

    Altenglisch.

    Edelknabe.
    Wohin? wohin?
    Schöne Müllerinn!
    Wie heißt du?

    Müllerinn.
          Lise.

    Edelknabe.
    5 Wohin denn wohin?
    Mit dem Rechen in der Hand?

    Müllerinn.
    Auf des Vaters Land
    Auf des Vaters Wiese!

    Edelknabe.
    Und gehst so allein?

  • Der Erste.
    Wer ist denn wirklich ein Fürst? Ich hab es immer gesehen,
         Der nur ist wirklich Fürst, der es vermochte zu seyn.