• Die Schatten.

    Freunde, deren Grüfte sich schon bemoosten!
    Wann der Vollmond über dem Walde dämmert,
    Schweben eure Schatten empor vom stillen Ufer der Lethe.
    Seid mir, Unvergeßliche, froh gesegnet!
    5 Du vor allen, welcher im Buch der Menschheit
    Mir der Hieroglyfen so viel gedeutet,
         Redlicher Bonnet!
    Längst verschlürft im Strudel der...

  • [26] Schatten

    Einem dumpfen Geiste
    Bin ich untertan,
    Oft fällt die verwaiste
    Luft er gierig an.

    5 Hellen Auges steh ich
    In der lieben Welt,
    Bis der fremde Schatten
    Wieder in mich fällt.

  • Als ich durch grüne Matten
    Zu Liebchens Haus geschlüpft,
    Ist fröhlich auch mein Schatten
    Mir weit voraus gehüpft.

    Als wir geküßt uns hatten
    Und 's mußt' geschieden sein,
    Schlich traurig selbst mein Schatten
    Und langsam hinterdrein.

    aus: Deutsche Dichterin[n]en und Schriftstelerin[n]...

  • Alles Glück verhallt,
    Das ich kaum besessen -
    Auch du wirst mich bald
    Ganz vergessen.

    Meiner Hände Hast
    Und Sichseligbreiten
    Wird zum Spuk verblaßt
    Dir entgleiten.

    Du wirst mein Gedicht
    Nimmer krönend segnen,
    Nie wird mein Gesicht
    ...

  • Wie Kellerpflanzen, die lange im Dunkel verblieben,
    hat meine Seele wachsweiße Triebe getrieben.

    Da ich im Dunkel verblieb, wie für ewig vergessen,
    haben Würmer die Kraft meiner Wurzeln zerfressen.

    Anders hätt ich geblüht in den Frühlingstagen -
    hätte der Gärtner mich nur in die Sonne getragen...

  • Da im Schatten seltner Bäume
    Männer still das Bett bereiten
    Für die hellen Menschenfreuden
    Für die großen Götterträume,

    Und in wirrem Liebeskleide
    Selig sich zum Weibe senken
    Lächelnd eines Liedchens denken
    Walthers von der Vogelweide.

    ...