• Still ist die Nacht, die toten Gassen schweigen
    und einsam hallt mein müder Schritt.
    Die Sehnsucht kam und löst' mich aus dem Reigen
    und nahm mich mit.

    Fern hör' ich noch die hohen Geigen sinken
    zum tollen Tanz,
    die Menschen lachen, und die Becher klingen
    beim Mummenschanz. — —...

  • Eine feine, weiße Wolke
    schwimmt im lichten Abendhimmel.

    Dunkelschattig, zartgesondert
    ragen schwarze Fichtenkronen,
    Giebeldach und Zaun und Brunnen,
    wie mit scharfer, schmaler Schere
    sorgsam zierlich ausgeschnitten. —

    Fern ein Windrad hebt gelassen,
    wie im Traume...

  • Ist ein Tag gewesen
    voller Sonnenschein —
    schließ' ihn fest in deinem
    Herzen ein.

    Wenn des Zweifels Stimme
    hämisch in dir spricht,
    Torheit wäre alles —
    glaub' ihr nicht!

    Ewig lebt die Stunde,
    da du rein gelacht —
    Echte Sonnentage
    ...

  • Durch die Blütenzweige
    Spielmann Frühling zieht,
    hell von seiner Geige
    springt ein Reigenlied.

    Und ich hab' das Singen
    dir ins Herz geküßt:
    Drinnen mag es klingen,
    wenn es Winter ist. — (S. 72)...

  • Alles ist ein Vorübergehen —
    Grüßen — tastendes Händereichen —
    und wenn wir uns in die Augen sehen,
    so ist es ein Fragen, ein Abwehr-Flehen,
    halbes Begreifen — halbes Entweichen.

    Doch ist uns das bange Wunder geschehen,
    daß wir tiefer Gemeinschaft heilige Zeichen
    erschauernd plötzlich an uns...

  • Komm! Warum säumst du noch?
    Sieh: Meine Lampe aus Rohr
    mit gelbem Papier umspannt
    glüht in der Kammer. —
    Liebe, was säumst du?

    Hörst du: Ein Einsamer singt
    ferne ein einsames Lied;
    Sehnsucht heißt es.

    Draußen träumen die Blüten.
    Weißt du den Flieder am...

  • Fast alle Häuser schlafen noch in der alten Gasse.
    An ihren Schnörkeln und Giebeln hängt der graue, nasse
    Morgennebel in boshaft träger Masse.

    Ich weiß ja, Lilith, daß es eine Torheit ist,
    in so freudloser Stunde vor deiner Türe zu stehen
    und verliebt nach einem verhängten Fenster zu spähen,
    wie in...

  • Hörst du? es mahnt der laue Wind
    draußen in knospenden Bäumen,
    küßt in der silbernen Lenzesnacht
    tausend ahnende Blüten wach —
    treulos tollt er und flieht geschwind,
    kennt kein Träumen und Säumen.
    Doch die Knospen, sie fühlen das Glühen
    des Lebenskusses und müssen blühen.

    Hörst...

  • Einer Lampe matter Schimmer,
    Dämmerschatten rings im Raum,
    Bilder aus verblühten Tagen,
    einer Standuhr Ticktacktraum —

    Und mein Haupt in deinem Schoße,
    deine Hand auf meinem Haar —
    und dein Herz so nah — so nahe —

    Weißt du noch, wie’s damals war —?...

  • Becherklingen, Farbenlichter,
    lustumwunden Falsch und Wahr,
    heiß vom Tanze die Gesichter
    seitwärts huscht ein einig Paar. —
    "Wo die hohen Tannen rauschen,
    soll uns niemand heut belauschen —"
    Nur ein Fremdling
    streift vorüber — —
    "Laß den Fremden einsam gehn —"

    Überm...