• [121] Schön-Anne.

                   1.

    Schön-Anne strählt ihr schwarzes Haar,
         Und hängt den Kopf in Trauer;
    Sie spricht: „heut werd’ ich zwanzig Jahr
         Und Jugend hat nicht Dauer;
    5 Wenn ich ein...

  •      Schöne, helle, goldne Sterne,
    Grüßt die Liebste in der Ferne,
    Sagt daß ich noch immer sey
    Herzekrank und bleich und treu.

  •      Schöne Wiege meiner Leiden,
    Schönes Grabmal meiner Ruh,
    Schöne Stadt, wir müssen scheiden, –
    Lebe wohl! ruf’ ich dir zu.

    5      Lebe wohl, du heilge Schwelle,
    Wo da wandelt Liebchen traut;
    Lebe wohl! du heilge Stelle,
    Wo ich sie zuerst geschaut.

         Hätt’ ich dich doch nie gesehen,
    10 Schöne Herzenskönigin!
    Nimmer...

  • Im Herzen ruhet tief verborgen,
    Was jeder spürt, und keiner kennt.
    Es regt sich, wenn am jungen Morgen
    In Gold des Aethers Blau entbrennt.
    5 Wir fühlen’s, wenn der Abend sinket,
    Wenn sich die braune Nacht uns naht,
    Wenn Luna’s sanftes Auge winket,
    Umgaukelt’s der Gefühle Pfad.

         Es ist ein wunderbares Wesen,
    10 Und scheint aus...

  • Im Beginn schuf Gott die Sonne,
    Dann die nächtlichen Gestirne;
    Hierauf schuf er auch die Ochsen,
    Aus dem Schweiße seiner Stirne.

    5 Später schuf er wilde Bestien,
    Löwen mit den grimmen Tatzen;
    Nach des Löwen Ebenbilde
    Schuf er hübsche kleine Katzen.

    Zur Bevölkerung der Wildniß
    10 Ward hernach der Mensch erschaffen;
    Nach des...

  • Schattenküsse, Schattenliebe,
    Schattenleben, wunderbar!
    Glaubst du, Närrin, alles bliebe
    Unverändert, ewig wahr?

    5 Was wir lieblich fest besessen
    Schwindet hin, wie Träumereyn,
    Und die Herzen, die vergessen,
    Und die Augen schlafen ein.

  • Scheintod.

    Weint, Mädchen, hier bei Amors Grabe; hier
    Sank er von nichts, von ohngefähr danieder.
    Doch ist er wirklich todt? Ich schwöre nicht dafür:
    Ein Nichts, ein Ohngefähr erweckt ihn öfters wieder.

  • [16]
     Schelm von Bergen.

    Im Schloß zu Düsseldorf am Rhein
    Wird Mummenschanz gehalten;
    Da flimmern die Kerzen, da rauscht die Musik,
    Da tanzen die bunten Gestalten.

    5 Da tanzt die schöne Herzogin,...

  • [21]
     Schlachtfeld bei Hastings.[1]

    Der Abt von Waltham seufzte tief,
    Als er die Kunde vernommen,
    Daß König Harold elendiglich
    Bei Hastings umgekommen.

    5 Zwei...

  • [46] Schlaf.

    Nun trifft es mich, wie’s jeden traf,
    Ich liege wach, es meidet mich der Schlaf,
    Nur im Vorbeigehn flüstert er mir zu:
    „Sei nicht in Sorg’, ich sammle Deine Ruh’
    Und tret’ ich eh’stens wieder in Dein...