• Mund, der dürstend mir am Munde lag,
    Und die Augen halb erschöpft geschlossen,
    Füßchen, die ich hob zum Wagenschlag,
    Irre Worte, die in eins verflossen,
    Nachts in finst'ren Fluren Kuß um Kuß,
    Lange Blicke, die wie Fackeln brannten,
    Zwischen Tagesanfang und -Beschluß
    Brief und Verse, die mir Flammen...

  • Ich wollte dich nicht lieben.

    Mich labend, wie ein frohes Kind,
    An Winterschnee, an Frühlingswind,
    Ward ich umher getrieben.
    Da sah ich dir in's Auge tief:
    Du wecktest, was im Herzen schlief: -
    Ich muß dich ewig lieben!

    Ich wollte dich nicht lieben!

    Ich...

  • Nicht verächtlich red', o Jüngling,
    Von der Allgewalt der Liebe:
    Manch ein Held, der Tod verachtend
    Kühn im Speergemenge siegte,
    Fiel der Minne sanften Blicken.
    Den nicht Kriegerreihen banden,
    Fesselten oft schöne Arme.
    (Band 2 S. 197)
    ...

  • Es ist Frühling geworden, du weißt es nicht,
    Du birgst in den Händen dein Angesicht;
    "Es ist Frühling", so flüstert der kosende Wind,
    Und willst du nicht hören, du bleiches Kind?

    Die Veilchen, sie duften's mit süßem Hauch,
    Die schwirrenden Bienen, sie summen es auch,
    Es singen die Vögel, es rauschet der...

  • Der eifrige starre Winter ist vergangen,
    Es regt sich leicht der laue Frühlingswind,
    Sein milder Hauch umfächelt meine Wangen,
    Ich will den Langentbehrten froh empfangen
    Und frage nicht: Woher, du Himmelskind?

    Gewürz'ge süße Blumendüfte wehen
    Mir hold entgegen in der Frühlingsluft,
    ...

  • Frage nicht, ob ich dich liebe!
    Laß verschlossen meine Lippe!
    Daß nicht der Empfindung Woge
    Strande an des Wortes Klippe.

    Frage nicht, ob ich dich liebe!
    Lies in meines Auges Spiegel,
    Lies der Aufschrift treue Zeichen,
    Doch nicht brich des Briefes Siegel!

    Frage nicht...

  • O sage nicht, ich sey ein Träumer,
    Der sinnend Feld und Wald durchirrt,
    Auf Trümmern lagernd, wo die Eule
    Mit scheuem Flug mein Haupt umschwirrt.

    Mit bleichen Lippen stets beklagend
    Ein eingebildet ewig Leid,
    Von nahen wilden Kämpfen redend,
    Ein kranker Sohn der kranken Zeit.
    ...

  • O traue nicht der Farbe meiner Wangen,
    Die meines Lebens frühes Abendroth,
    Ein letztes Glüh'n - der Tag ist schon vergangen,
    Bald naht die Nacht und Alles stumm und todt.

    Dann sind verklungen alle meine Klagen,
    Die Augen starr, die deine Schönheit sah'n;
    Doch wenn du hörst im Lenz den Sprosser schlagen...

  • O forsche nicht dem Grame nach,
    Der dumpf auf meiner Seele brütet!
    Leg' deine Hand, sanft auf mein Haupt,
    Und jeder Sturm hat ausgewüthet.

    Dann aus geriß'nen Wolken schaut
    Des Mondes Halbscheid ruhig nieder;
    In meinem Innern ist es Nacht -
    Doch eine stille Nacht ist wieder....

  • Du bist nicht todt, ruhst du im Grabe auch,
    Du lebst für mich - mir bist du nicht geschieden;
    Du schwebst um mich als duft'ger Frühlingshauch,
    Und singst als Nachtigall der Seele Frieden.

    Als schöner Stern, als flüchtig Traumgebild,
    In jeder Blume blühst du mir entgegen;
    Du klingst im Bache, rauschest...