• Sei nicht erzürnt darob, daß sie dich höhnen,
    Stets war’s das Edle, was der Neid umschleicht;
    Verdacht erst zeigt den reinen Glanz des Schönen,
    Der Krähe gleich, die in den Aether steigt.
    5 Sei gut, so hebt der Leumund nur die Würde,
    Vor der die Huldigung der Mitwelt liegt.
    Nagt gleich der Wurm gern an der Knospen Zierde,
    Doch seh’n wir nicht,...

  • Wenn ich einst todt bin, traure nicht, sei froh,
    Sobald der Glocke trüber Klang geschwiegen,
    Der es der Welt verkündet, daß ich floh
    Die schlechte Welt, beim schlechtsten Wurm zu liegen!
    5 Und siehst du jemals diese Zeilen hier,
    Gedenke nicht der Hand, die sie geschrieben:
    Vergessen lieber will ich sein von dir,
    Eh’ dich mein Angedenken soll...

  • Damit die Welt dich nicht mit Fragen quäle,
    Wie ich’s um dich verdiente, noch im Grab’
    Geliebt von dir zu werden, theure Seele! –
    Vergiß mich, da Verdienst ich keines hab’!
    5 Nicht sollst mit frommer Lüge du bethören,
    Um mehr für mich zu thun, als mir gebührt,
    Nicht dem Verblichnen höhern Ruhm gewähren,
    Als karge Wahrheit an ihm aufgespürt....

  • Des Jahres Spätherbst magst in mir du seh’n,
    Wenn falbes Laub kaum spärlich nur noch zittert
    An Zweigen, die erstarrt von Frostes Weh’n,
    Der Waldessänger Dom nun kahl verwittert.
    5 Dem Zwielicht solches Tages gleich ich bin,
    Der westlich dämmert, wenn die Sonne sinket,
    Doch bald von düstrer Nacht geraffet hin,
    Des Todes Bild, der Allem Ruhe...

  • Beruh’ge dich, wenn schnödes Machtgeheiß
    Ohn’ Gnade mich von hinnen wird vertreiben;
    Nimm diese Zeil’ als meines Lebens Preis,
    Erinn’rung wird in ihr stets nah dir bleiben.
    5 Schweift über dies dein Blick, dann wird sich zeigen
    Der Theil von mir, der ganz dir ist geweiht;
    Dem Raube nur gebührt der Raub als eigen,
    Dein ist mein Geist, der höh’res...

  • So lang allein ich deine Hülf’ erfleht,
    Hast Anmuth meinem Verse du verliehen;
    Doch jetzt ist ganz mein süßer Sang verweht,
    Die kranke Muse muß vor Andern fliehen.
    5 Gesteh’ ich’s: es verdient dein holdes Wesen,
    Daß würdigerer Meister hold es malt;
    Doch was dein Dichter Hohes dir erlesen,
    Ist Raub an dir, den wieder er nur zahlt.
    Er leiht...

  • Wie Lebensnahrung bist du meinem Herzen,
    Wie duft’ger Regen, der das Land durchdringt;
    Für deinen Frieden kämpf’ ich gern mit Schmerzen,
    Dem Geize gleich, der mit dem Reichthum ringt:
    5 Jetzt stolz sein Gut genießend, zitternd dann,
    Daß schnöde Zeit den Schatz ihm könnte stehlen;
    Bald froh, daß insgeheim ich seh’n dich kann,
    Bald möcht’ der Welt...

  • Warum mein Vers der Neuheit Glanz entbehrt,
    Stets arm sich zeigt an flücht’gen Wechselbildern?
    Warum mein Blick der Zeit nicht zugekehrt,
    Daß Fremdes ich in neuer Art könnt’ schildern?
    5 Warum wohl schreib’ ich stets dasselbe Eine,
    Bekleide mein Gedicht mit alt Gewand,
    Daß jedes Wort sich zeiget als das meine,
    Sein Ursprung gleich von Jedem wird...

  • Es zeigt dein Spiegel deiner Reize Schwinden,
    Die Uhr der köstlichsten Minuten Flucht;
    Die weißen Blätter mögen drum verkünden
    In dieser Lehre deines Geistes Frucht:
    5 Die Runzeln, die dein Spiegel wiederstrahlet,
    Sie mahnen dich an offner Gräber Ruh’,
    Des Seigers rasch entschwundner Schatten malet,
    Wie schnell die Zeit der Ewigkeit flieht zu....

  • So oft als meine Muse rief ich dich,
    Und Hülfe hast du meinem Vers gespendet;
    Doch andre Dichter machten es wie ich,
    Ihr Reim ward unter deinem Schutz verschwendet.
    5 Dein Auge, das den Stummen lehrte singen
    Und plumper Einfalt gab erhabnen Flug,
    Ein neu Gefieder lieh’s des Meisters Schwingen,
    Gesellt’ der Anmuth zu der Hoheit Zug.
    Auf...