• 20.

    20.
    Das ist der Lenznacht duftreich-laues Weben,
    Es kühlt ihr Hauch, die heiß mir glühn, die Wangen,
    Einsames Weh hält starr mein Herz befangen,
    Zu Sternen auf muß ich den Blick erheben.

    Ob wohl auch dort sich regt beseeltes Leben?
    Ob sie auch dort gleich uns nach Glück verlangen,
    Nach Liebe...

  • 21.

    21.
    Neue Liebe
    Ich grüße dich, o Mitternacht: wie lange
    Hab' ich ins dunkle Aug' dir nicht gesehen!
    Ich schlief: es zwingt nur Schlaf des Busens Wehen,
    Ich schlief: denn ach, mein Herz war stumm und bange.
    ...

  • 22.

    22.
    Nicht lieb' ich dich, weil hold du bist zu schaun,
    Weil deines Leibes Formen zart sich ründen,
    Nicht, weil in deiner Seele ros'gen Gründen
    Anmuth und Scherz gern eine Statt sich baun:

    Was Liebe weckt, es ist nichts Einzles, traun,
    Matt ist Gefühl, das kalt sich läßt begründen;
    Nur da...

  • 23.

    23.
    Wohl schweif' ich gern im schattig-grünen Hain,
    Doch nur, wenn du auch wandelst durchs Gezweig;
    Mein Aug' mißt gern der Himmelsbahn Bereich,
    Doch nur, sucht dein Blick auch der Sterne Reihn.

    Ich träume gern im Abenddämmerschein,
    Doch nur, theilst du, was ich empfinde, gleich;
    Und in des...

  • 24.

    24.
    Der Kuß
    O komm, von meinem Arm laß dich umschließen,
    Dein Lippenpaar woll' mir zum Kuß nicht wehren,
    Mir gilts, in heil'gem Dienst den Gott zu ehren,
    Durch den allein uns höchstes Glück kann sprießen.
    ...

  • 25.

    25.
    Hernieder schaut' ich von des Berges Rand,
    Tiefunten lag die Stadt im duft'gen Thal,
    Der Dächer Meer erglomm im Abendstrahl,
    Indes der Fluß sich durch die Fluren wand.

    Hernieder schaut' ich starr und unverwandt,
    Denn drunten aus den Häusern sonder Zahl
    Sucht' ich nur eins, ganz winzig,...

  • 26.

    26.
    Wie harrt' ich sonst dem holden Lenz entgegen,
    Wie grüßt' ich froh des Sonnenlichtes Helle,
    Das linde Wehn, die muntre Plauderquelle
    Und erstes Grün in Feldern und Gehegen!

    Nun wieder liegt der Frost auf allen Wegen -
    Ich aber wünsche: Blieb' erstarrt die Welle!
    O rückte nie die Zeit...

  • 27.

    27.
    O groß bedünkt der Mann mich, der's verstände,
    Sich zu erfreu'n an des Geschickes Gaben,
    Doch kalt jedwede Lust auch zu begraben
    Und nicht zu trauern, ob sie jählings schwände.

    Denn seht! noch gönnt das Glück uns manche Spende:
    Manch Bild noch blüht entzückend und erhaben,
    Der Liebe...

  • 28.

    28.
    Wer hätt's vermocht, die Mächte zu bezwingen,
    Die mitleidlos ins Alltagsjoch uns schmieden!
    Des Herzens Regung ist verpönt hienieden,
    Sein Recht zu wahren wird ihm nie gelingen.

    Wie stark und fest auch Seelen sich verschlingen,
    Das Schicksal spricht gebietend: Seid geschieden!
    Kein...

  • 29.

    29.
    Das Dampfroß keucht, durch graue Wolkenmassen
    Bricht falb der Mond, stumm graut die Mitternacht,
    Vorbei fliegt Berg und Thal in wilder Jagd: -
    So will's zum Hader meiner Seele passen.

    Im Weltenlärm, dem ewig gilt mein Hassen,
    Hat mir dein Bild als einz'ger Trost gelacht,
    Nun trennt uns,...