• Wenn als Kind ich in der Schule
    Lose Streiche ausgeübet,
    Nahm der Lehrer wohl ein Löckchen,
    Zog mich dran, daß ich abwehrend
    Schrie als säß' ich ganz im Feuer;
    Aber gern von Minna leid' ich's
    Wenn sie mich im glüh'nden Kusse
    Bei den Locken innig fasset,
    Nicht abwehr' ich, auch nicht schrei'...

  • O Seele meiner Seele,
    Nun weiter keinen Kuß!
    Weil sonst der Liebe Flamme
    Mich ganz versengen muß.

    Laß nun das Haupt mich legen
    An die ersehnte Brust,
    Laß da mich Ruhe finden
    Von Liebesleid und Lust,
    Von Liebesleid und Lust!
    ...

  • Auf dem weichsten Blumenteppich
    Dicht an Minna hingelagert,
    Raubt ich viele süße Küsse.
    Vor mir sah ich Amorn stehen;
    Lächelnd hielt er in der Linken
    Bei den Flügeln ungestalte
    Graungeschöpfe, krallenhafte,
    Fast den Fledermäusen ähnlich!
    Und er sprach mit holder Stimme:
    "Lebe nun...

  • Glüht der Abend, gehst du hin
    Dich im Bach zu laben;
    Und die Glut in meiner Brust
    Soll nicht Lind'rung haben?

    Wär ich doch der Abendwind
    Der dich dort umspielet,
    Oder ach die klare Flut
    Die im Bad dich kühlet.

    Wär ich ach ein Blümchen nur
    Drauf du athmend...

  • Im Sommer da fällt der Bach von dem Berg
    Und die Lust wird ein Ries' und der Kummer ein Zwerg.

    Und die Kirschen sind reif und die Lippen sind roth:
    Ach wären allein wir, ich herzte dich todt!

    Ach wären allein wir, ich wüßt' was ich thät,
    Ich machte geschwind dir von Rosen ein Bett:
    ...

  • Wer ein Zeiselnest hat, der kann lachen:
    Unsichtbar kann er sich Leuten machen,
    Kann in Häuser gehn und alles stehlen,
    Ueberall die besten Bissen wählen;
    Kann nach Aepfeln steigen und nach Nüssen,
    Ungestraft die schönsten Mädchen küssen.
    Ach wenn ich ein Zeiselnestlein hätte,
    Wüßt ich was ich jetzo damit...

  • Welch heitrer Himmel, welche schönen Sterne!
    In solcher Nacht stiehlt man die Mädchen gerne,
    Und die sie stehlen nennet man nicht Diebe;
    Man sagt: die armen Jungen thun es aus Liebe!
    (Band 2 S. 204)
    _____
    ...

  • Anmut'ger Frühling bildet
    Purpurn die Rose,
    Nie sah ich Rosen blühen
    Als auf den Dornen.

    Purpurn gekleidet prangen
    Lieblich die Rosen,
    Doch in der Hoffnung Farbe
    Die grünen Dornen.

    Sag mir Geliebte, sag mir,
    Bist du die Rose?
    Bist du die Rose...

  • Sommerfliegen - böse Plagen,
    Böse Plagen, bei der Arbeit!
    Jag' ich sie - sie kommen wieder;
    Schlag' ich sie - es kommen andre.
    Kleine, große, grobe, feine
    Schwärmen, singen, surren, summen,
    Quälen, stören, necken, stechen
    Immerfort und immerfort!

    Doch der Fliegen allerschlimmste...

  • O gäb' es nur
    Noch Cours d'amour!
    Ein Verliebter heutzutage
    Kann ja seine schwerste Klage
    Nirgend bringen vor Gericht.
    Fühllos höret manche Schöne
    Des Gequälten Schmerzenstöne
    Und sie lacht ihm ins Gesicht!
    Anders war's in alter Zeit:
    Da gab's doch noch Gerechtigkeit!
    ...