• Ich bin weithin gegangen,
    durchs sonnverbrannte Land.
    Der Wind hat sich verfangen,
    in Haar mir und Gewand.

    Die Bauern sind beim Heuen,
    Duft weht zu mir heran,
    mein Herz ist ganz der neuen
    Wegfreude aufgetan.

    Den Hang hinabgestiegen,
    komm ich in guter Ruh...

  • Dirne bin ich in Cestius' Haus und ich locke die Fremden
    seitlichen Blicks und mit Lächeln und schaukelndem Schritt.
    Dirne bin ich in Cestius' Haus und ich trage mein Stirnband
    stolzer als wäre sein Gelb - Gold des cäsarischen Reifs.

    Dirne bin ich in Cestius' Haus und um wen'ge Sesterzen
    schließest du - Fremder,...

  • Nein! Ihr sollt keine Fackeln bringen,
    und keine Flammen von persischem Öl,
    und sollt nicht Kissen breiten,
    auf deren greller Seide weißnackte Weiber sich wälzen,
    sich wölbend, wie Marmorbrücken zum Reich der Lust! -
    Ihr sollt nicht Gûrû die Trommel reiben lassen,
    mit ihren knetenden, geschminkten Handballen,...

  • Wenn du über mich hereinbrichst, - Corraïn,
    wie der Sturm deiner Wüste,
    denk ich, ich könnte dich lieben, - Corraïn!
    und meine Haare ausschütten über dein Gesicht,
    wie man Honig schüttet über die Süße von Datteln,
    und meinen Rücken hinbreiten vor deinen Fuß,
    wie man Teppiche ausbreitet auf dem Wege von Königen. -...

  • Auf der Gasse, vor der Halle,
    vor den Wagen stehen Pferde.
    Müde, müde sind sie alle
    und ihr Kopf hängt schwer zur Erde.

    In ihr Elend tief verloren,
    das sie rührend sanft durchlitten,
    spitzen sie nervöse Ohren,
    bei dem Näherklang von Schritten.

    Schnuppern an gebotnen...

  • Seefahrer liebe ich, - braun wie die Erde fremd-sonniger Länder,
    Abglanz des Meeres im Blick, Sturm noch im feuchtwirren Haar,
    und ihrer weiblosen Fahrt Verschmachten in ihren Küssen,
    die nach mir züngeln.

    Aus: Alma Johanna Koenig Liebesgedichte
    F. G....

  • Flaccus sagt mir: "Dein Haar ist schwerflüssiger Honig
    und deine Arme sind weiß wie die Schwingen der Tauben,
    die mit Rucksen und Gurren den Dachfirst umflattern,
    liebeselig, - dieweil ich unselig dich liebe."
    Flaccus sagt es - o sagte mir es ein andrer,
    wollt mein Haar ich in seine Hände verströmen,
    wollt ihn...

  • Nacht um jegliche Nacht, als eine Fackel des Eros
    brenne ich hellauf. - Entfacht lodern dann alle gleich mir.
    Knotest aus schweißigem Tuch ernst du die kupferne Münze,
    brauner Bote, - die heut karg deine Schnelle belohnt?
    Schüttest du Perlen vor mich, Kaufherr, - entrollst das Gewebe,
    das vor der Bürgerin Blick, tief unter...

  • O Lucanus, der du heut mich gerettet,
    vor des Trunkenen Gier, die mich sich erwählt,
    dies schon pries ich, wie du den Beutel hinwarfst,
    "- Zehnfach zahl ich die Nacht!" riefst und ich war dein,
    ob auch Cestius schalt, - der Trunkene drohte!
    - Lieber, aber wie soll dies Fausta preisen,
    daß die vom Zwang Befreite du...

  • Als du heut nächtens verhüllt eintratst und stolz mir gebotest
    "Schminke mich, so wie du's übst, kleide mich, so wie du's pflegst!"
    Wähntest, o Kaiserin du, - ich würde zu Füßen dir sinken,
    wie es Cestius tat, da unser Haus du betratst?
    Ärmer bist du als ich, Poppäa, Herrin der Welten,
    denn es währet auch dir länger Genuß nicht...