• Nur zögernd zieh’ ich fort mit trägem Gange,
    Da, was ich such’ – der müden Reise Ziel –
    Mir zeiget, wie dem End’ ich näh’r gelange,
    Daß zwischen Freund und mir der Meilen viel.
    5 Das Thier, das fort mich trägt und meinen Schmerz,
    Es schreitet matt, als fühlt’s zwiefache Last,
    Als kennt’ es ahnend mein bekümmert Herz
    Und wüßt’, wie schwer von dir...

  • So kann die Lieb’ verzeih’n gemaches Weilen,
    Des trägen Pferdes, wenn von dir ich zieh’;
    Wie sollte Trennung ich von dir beeilen? –
    Bis heim ich kehr’, ist Hast verlorne Müh’.
    5 Doch wird mein armes Thier Entschuld’gung finden,
    Wenn träg’ erschiene mir der schnellste Flug?
    Ich würde spornen, ritt’ ich auch auf Winden,
    Beschwingt wär’ luft’ge...

  • Dem Reichen gleich’ ich, der mit Schlüssels Kraft
    Des theuern Schatzes Truhe sich erschließet,
    Doch nicht durch viel Beschauen sie erschlafft,
    Die Lust, die seltner er, so mehr genießet.
    5 Drum herrlich ist ersehnten Festes Feier,
    Die spärlich trifft des langen Jahres Reih’;
    Wie Steine dünn gesäet, daß mehr theuer
    Des Halsgeschmeids Juwel dem...

  • Was ist dein Sein? aus welchem Stoff bereitet,
    Daß gern sich dir Millionen Schatten weih’n?
    Von einem Schatten Jeder ist begleitet,
    Nur einzig du kannst Jedem Schatten leih’n.
    5 Adonis mal’, und das Gebilde spendet
    Ein ärmlich Gleichniß deines Wesens nur;
    Der Schönheit Kunst, auf Helen’s Wang verschwendet,
    In Griechentracht, zeigt deine holde...

  • O, wie vielmehr erscheint die Schönheit schön,
    Wenn süßen Schmuck die Treue ihr gegeben!
    Die Ros’ ist schön, doch ihren Rang erhöh’n
    Die süßen Düfte, welche in ihr leben.
    5 Die Hageros’ hat gleichen Farbenglanz
    Und gleicher Röthe Gluth wie duft’ge Rosen,
    Denselben Dorn, spielt in der Winde Tanz
    Ganz so bei lauer Sommerlüfte Kosen;
    Doch...

  • Wenn Alles war, was ist, wenn Nichts auf Erden
    Neu – arg wird dann des Menschen Hirn bethört,
    Das, rastlos grübelnd über neues Werden,
    Ein altes Kind zum zweiten Mal gebärt.
    5 O daß zurück Geschichte könnte reichen
    Fünfhundert Sonnenläuf’! – ich möchte seh’n
    Dein Bild in einem alten Buch, deß Zeichen
    Bekundet erster Schrift uralt Entsteh’n;...

  • Kein goldnes Ehrenmal, kein Marmorstein
    Der Fürsten überlebt dies mächt’ge Lied.
    Du strahlst in seinem Vers mit hellerm Schein,
    Als jener Stein, den alter Staub umzieht.
    5 Die Säule stürzt des Krieges wilde Wuth,
    Des Maurers Werk zerstört des Aufruhrs Drang;
    Doch nicht das Schwert und nicht der Flamme Gluth
    Vernichtet deines Namens ew’gen Klang...

  • Erstark’, o Liebe! möge man nicht sagen,
    Daß stumpfer dein Begehr als Eßlust sei,
    Die schmausend heut’ sich sättigt mit Behagen,
    Gekräftigt morgen zum Genuss’ auf’s Neu’.
    5 So Liebe du, wenn heute auch du füllst
    Dein hungernd Aug’, bis übersatt es winket,
    Du morgen wiedersiehst, nicht tödtend stillst
    Der Liebe Geist, daß träg’ und matt er sinket...

  • Dein Sklave bin ich, sollt’ ich Andres streben,
    Als willig stets vollziehen dein Begehr?
    Kostbare Zeit nicht hab’ ich zu vergeben,
    Noch Dienste, da allein ich dir gehör’!
    5 Nicht darf ich schmäh’n die langen Marterstunden,
    Die ich, mein Herr, so oft für dich durchwacht,
    Dein Fortsein hab’ ich wen’ger schwer empfunden,
    Hast Abschiedsgruß dem...

  • Verhüte Gott, daß ich, dein Sklave, wollte
    Sie zählen, deiner Lust geweihte Stunden,
    Daß ich die Zeit dir je berechnen sollte,
    Die als Vasall mich deinem Dienst verbunden.
    5 O laß mich tragen, so es dir gefällt,
    Entfernung von dir, dem Gefangnen gleich;
    Die Unbill sei zur Rede nie gestellt,
    Die meiner Knechtsgeduld du bietest reich.
    Sei,...