• [31] Föhnlied

    Der Föhn braust brodelnd durch das Land,
    Hat Bäume knackend umgerannt,
    Nie hört ich einen tollern
    Lärm. Der See zischt weißlich auf,
    5 Der Hahn singt auf des Kirchturms Knauf,
    Dumpf die Lawinen kollern.

    Laß Haus und Mann und Kind in Ruh.
    Der Föhn ist wie mein Odem,
    Du,
    10 Weib, wirf mich auf den Boden!

    ...
  • [109] Großer Prolog
    zum Stiftungsfest der ehrenwerten Gastwirte
    von Hümpeldorf*).

    Nacht war’s, und in meines Weibchens Kammer
    Schlich ich mich auf ungewissen Schuh’n.
    5 Alsobald erschloß sich auch...

  • [9] Prolog

    Ich sitze hier am Schreibetisch
    Und schreibe ein Gedichte,
    Indem ich in die Tinte wisch
    Und mein Gebet verrichte.

    5 So giebt sich spiegelnd Vers an Vers
    In ölgemuter Glätte.
    Nur selten fragt man sich: Wie wärs,
    Wenn es mehr Seele hätte?

    Die Seele tut mir garnicht weh,
    10 Sie ist ganz unbeteiligt.
    Nackt...

  • Schwarze Röcke, seid’ne Strümpfe,
    Weiße, höfliche Manschetten,
    Sanfte Reden, Embrassiren –
    Ach, wenn sie nur Herzen hätten!

    5      Herzen in der Brust, und Liebe,
    Warme Liebe in dem Herzen –
    Ach, mich tödtet ihr Gesinge
    Von erlog’nen Liebesschmerzen.

         Auf die Berge will ich steigen,
    10 Wo die frommen Hütten stehen,
    Wo...

  • [3]

     Prolog.

    Du steinern Buch, darin in mächt’gen Zügen
    Das hohe Lied der Weltgeschichte steht,
    Mit ihren Kämpfen, ihren schönsten Lügen
    Und ihrer Wahrheit herber Majestät;
    5 Du...

  •      In Gemäldegallerieen
    Siehst du oft das Bild des Mann’s,
    Der zum Kampfe wollte ziehen,
    Wohlbewehrt mit Schild und Lanz.

    5      Doch ihn necken Amoretten,
    Rauben Lanze ihm und Schwert,
    Binden ihn mit Blumenketten,
    Wie er auch sich mürrisch wehrt.

    [...

  • Es war mal ein Ritter, trübselig und stumm,
    Mit hohlen, schneeweißen Wangen;
    Er schwankte und schlenderte schlotternd herum,
    In dumpfen Träumen befangen.
    5 Er war so hölzern, so täppisch, so links,
    Die Blümlein und Mägdlein, die kicherten rings,
    Wenn er stolpernd vorbeigegangen.

         Oft saß er im finstersten Winkel zu Haus;
    Er hatt’...

  • Prolog
    zu Wallensteins Lager.
    Gesprochen bei Wiedereröfnung der Schaubühne in
    Weimar im October 1798.

    Der scherzenden, der ernsten Maske Spiel
    Dem ihr so oft ein willig Ohr und Auge
    Geliehn, die weiche Seele hingegeben,
    Vereinigt uns aufs neu in diesem Saal –
    5 Und sieh! er hat sich neu verjüngt, ihn hat
    Die Kunst zum heitern...

  • [69] PROLOG ZU DEM BUCH ›ANATOL‹

    Hohe Gitter, Taxushecken,
    Wappen nimmermehr vergoldet,
    Sphinxe, durch das Dickicht schimmernd …
    … Knarrend öffnen sich die Tore. –
    5 Mit...

  • Prolog
    zu dem Schauspiele:
    Alte Zeit und neue Zeit
    bei der
    Wiedereröfnung des Weimarischen Theaters 1794.
    ________

    (Madame Becker, als Jakob, vor einem
    Tische, auf welchem ein Spiegel steht, und
    einige Bücher liegen.)

          So hätt’ ich mich denn wieder angezogen,
    Mich abermals verkleidet, und nun soll,
    Im...