•      Wie dunkle Träume stehen
    Die Häuser in langer Reih’;
    Tief eingehüllt im Mantel
    Schreite ich schweigend vorbei.

    5      Der Thurm der Cathedrale
    Verkündet die zwölfte Stund’;
    Mit ihren Reizen und Küssen
    Erwartet mich Liebchen jetzund.

         Der Mond ist mein Begleiter,
    10 Er leuchtet mir freundlich vor;
    Da bin ich an...

  • Wie ich dein Büchlein hastig aufgeschlagen,
         Da grüßen mir entgegen viel vertraute,
         Viel goldne Bilder, die ich weiland schaute
         Im Knabentraum und in den Kindertagen.
    5 Ich sehe wieder stolz gen Himmel ragen
         Den frommen Dom, den deutscher Glaube baute,
         Ich hör’ der Glocken und der Orgel Laute,
         Dazwischen klingt’s wie...

  •      Wie kannst du ruhig schlafen,
    Und weißt, ich lebe noch?
    Der alte Zorn kommt wieder,
    Und dann zerbrech’ ich mein Joch.

    5      Kennst du das alte Liedchen:
    Wie einst ein todter Knab’
    Um Mitternacht die Geliebte
    Zu sich geholt in’s Grab?

         Glaub’ mir, du wunderschönes,
    10 Du wunderholdes Kind,
    Ich lebe und bin noch...

  • Wie neubegierig die Möve
    Nach uns herüberblickt,
    Weil ich an deine Lippen
    So fest mein Ohr gedrückt!

    5 Sie möchte gerne wissen
    Was deinem Mund entquillt,
    Ob du mein Ohr mit Küssen
    Oder mit Worten gefüllt?

    Wenn ich nur selber wüßte
    10 Was mir in die Seele zischt!
    Die Worte und die Küsse
    Sind wunderbar vermischt.

  • Wie schändlich du gehandelt,
    Ich hab’ es den Menschen verhehlet,
    Und bin hinausgefahren aufs Meer,
    Und hab es den Fischen erzählet.

    5 Ich laß’ dir den guten Namen
    Nur auf dem festen Lande;
    Aber im ganzen Ocean
    Weiß man von deiner Schande.

  •      Wieder ist das Herz bezwungen,
    Und der öde Groll verrauchet,
    Wieder zärtliche Gefühle
    Hat der Mai mir eingehauchet.

    5      Spät und früh durcheil’ ich wieder
    Die besuchtesten Alleen,
    Unter jedem Strohhut such’ ich
    Meine Schöne zu erspähen.

         Wieder an dem grünen Flusse,
    10 Wieder steh’ ich an der Brücke –
    Ach,...

  • [186]
     XIII.
     Wiedersehen.

    Die Geisblattlaube – Ein Sommerabend –
    Wir saßen wieder wie ehmals am Fenster –
    Der Mond ging auf, belebend und labend –
    Wir aber waren wie zwei Gespenster.

    5...

  •      Wir fuhren allein im dunkeln
    Postwagen die ganze Nacht;
    Wir ruhten einander am Herzen,
    Wir haben gescherzt und gelacht.

    5      Doch als es Morgens tagte,
    Mein Kind, wie staunten wir!
    Denn zwischen uns saß Amor,
    Der blinde Passagier.

  •      Wir haben viel für einander gefühlt,
    Und dennoch uns gar vortrefflich vertragen.
    Wir haben oft „Mann und Frau“ gespielt
    Und dennoch uns nicht gerauft und geschlagen.
    5 Wir haben zusammen gejauchzt und gescherzt,
    Und zärtlich uns geküßt und geherzt.
    Wir haben am Ende, aus kindischer Lust,
    „Verstecken“ gespielt in Wäldern und Gründen,
    ...

  •      Wir saßen am Fischerhause,
    Und schauten nach der See;
    Die Abendnebel kamen,
    Und stiegen in die Höh’.

    5      Im Leuchtthurm wurden die Lichter
    Allmählig angesteckt,
    Und in der weiten Ferne
    Ward noch ein Schiff entdeckt.

         Wir sprachen von Sturm und Schiffbruch,
    10 Vom Seemann, und wie er lebt,
    Und zwischen Himmel...