[127]
Spanische Atriden.
Am Hubertustag des Jahres
Dreizehnhundert drei und achtzig,
Gab der König uns ein Gastmahl
Zu Segovia im[WS 1] Schlosse.
5 Hofgastmähler sind...
Meiner schlafenden Zuleima
Rinnt auf’s Herz, ihr Thränentropfen;
Dann wird ja das süße Herzchen
Sehnsuchtvoll nach Abdul klopfen.
5 Meiner schlafenden Zuleima
Spielt um’s Ohr, ihr Seufzer trübe;
Dann träumt ja das blonde Köpfchen
Heimlich süß von Abduls Liebe.
Meiner schlafenden Zuleima
10 Ström’ auf’s Händchen, Herzblutquelle,...
Steht ein Baum im schönen Garten
Und ein Apfel hängt daran,
Und es ringelt sich am Aste
Eine Schlange, und ich kann
5 Von den süßen Schlangenaugen
Nimmer wenden meinen Blick,
Und das zischelt so verheißend
Und das lockt wie holdes Glück!
[172]
IV.
Sterbende.
Flogest aus nach Sonn’ und Glück,
Nackt und schlecht kommst du zurück.
Deutsche Treue, deutsche Hemde,
Die verschleißt man in der Fremde.
5 Siehst sehr sterbebläßlich aus,...
Sterne mit den goldnen Füßchen
Wandeln droben bang und sacht,
Daß sie nicht die Erde wecken,
Die da schläft im Schooß der Nacht.
5 Horchend stehn die stummen Wälder,
Jedes Blatt ein grünes Ohr!
Und der Berg, wie träumend streckt er
Seinen Schattenarm hervor.
Doch was rief dort? In mein Herze
10 Dringt der Töne...
Still ist die Nacht, es ruhen die Gassen,
In diesem Hause wohnte mein Schatz;
Sie hat schon längst die Stadt verlassen,
Doch steht noch das Haus auf demselben Platz.
5 Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe,
Und ringt die Hände, vor Schmerzensgewalt;
Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe, –
Der Mond zeigt mir meine eigne...
[57] Stoßseufzer.
Unbequemer neuer Glauben!
Wenn sie uns den Herrgott rauben,
Hat das Fluchen auch ein End’ –
Himmel-Hergott-Sakrament!
5 Wir entbehren leicht das Beten,
Doch das Fluchen...
Es wüthet der Sturm,
Und er peitscht die Well’n,
Und die Wellen, wuthschäumend und bäumend,
Thürmen sich auf, und es wogen lebendig
5 Die weißen Wasserberge,
Und das Schifflein erklimmt sie
Hastig mühsam,
Und plötzlich stürzt es hinab
In schwarze, weitgähnende Fluthabgründe –
10 O Meer!
Mutter der Schönheit, der...
„Theurer Freund! Was soll es nützen,
Stets das alte Lied zu leiern?
Willst du ewig brütend sitzen
Auf den alten Liebes-Eiern!
5 Ach! das ist ein ewig Gattern,
Aus den Schaalen kriechen Küchlein,
Und sie piepsen und sie flattern,
Und du sperrst sie in ein Büchlein!“
Theurer Freund, du bist verliebt,
Und dich quälen neue Schmerzen;
Dunkler wird es dir im Kopf’,
Heller wird es dir im Herzen.
5 Theurer Freund, du bist verliebt,
Und du willst es nicht bekennen,
Und ich seh’ des Herzens Gluth
Schon durch deine Weste brennen.