•      „Hat sie sich denn nie geäußert
    Ueber dein verliebtes Wesen?
    Konntest du in ihren Augen
    Niemals Gegenliebe lesen?

    5       Konntest du in ihren Augen
    Niemals bis zur Seele dringen?
    Und du bist ja sonst kein Esel,
    Theurer Freund, in solchen Dingen.“

  •      Du hast mich beschworen aus dem Grab
    Durch deinen Zauberwillen,
    Belebtest mich mit Wollustgluth —
    Jetzt kannst du die Gluth nicht stillen.

    5      Preß deinen Mund an meinen Mund,
    Der Menschen Odem ist göttlich!
    Ich trinke deine Seele aus,
    Die Todten sind unersättlich.

  • Himmel grau und wochentäglich!
    Auch die Stadt ist noch dieselbe!
    Und noch immer blöd und kläglich
    Spiegelt sie sich in der Elbe.

    5 Lange Nasen, noch langweilig
    Werden sie wie sonst geschneutzet,
    Und das duckt sich noch scheinheilig,
    Oder bläht sich, stolz gespreitzet.

    Schöner Süden! wie verehr’ ich
    10 Deinen Himmel, deine Götter...

  • [59]
     Himmelsbräute.

    Wer dem Kloster geht vorbei
    Mitternächtlich, sieht die Fenster
    Hell erleuchtet. Ihren Umgang
    Halten dorten die Gespenster.

    5 Eine düstre Prozession
    Todter...

  • Ich bin’s gewohnt den Kopf recht hoch zu tragen,
         Mein Sinn ist auch ein bischen starr und zähe;
         Wenn selbst der König mir in’s Antlitz sähe,
         Ich würde nicht die Augen niederschlagen.
    5 Doch, liebe Mutter, offen will ich’s sagen:
         Wie mächtig auch mein stolzer Muth sich blähe,
         In deiner selig süßen, trauten Nähe
         ...

  •      Ich glaub’ nicht an den Himmel,
    Wovon das Pfäfflein spricht;
    Ich glaub’ nur an dein Auge,
    Das ist mein Himmelslicht.

    5      Ich glaub’ nicht an den Herrgott,
    Wovon das Pfäfflein spricht;
    Ich glaub’ nur an dein Herze,
    ’nen andern Gott hab’ ich nicht.

         Ich glaub’ nicht an den Bösen,
    10 An Höll’ und Höllenschmerz;
    ...

  •      Ich hab’ Euch im besten Juli verlassen,
    Und find’ Euch wieder im Januar;
    Ihr saßet damals so recht in der Hitze,
    Jetzt seyd Ihr gekühlt und kalt sogar.

    5      Bald scheid’ ich nochmals und komm’ ich einst wieder,
    Dann seyd ihr weder warm noch kalt,
    Und über Eure Gräber schreit’ ich,
    Und das eigne Herz ist arm und alt.

  •      Ich hab’ dich geliebet und liebe dich noch!
    Und fiele die Welt zusammen,
    Aus ihren Trümmern stiegen doch
    Hervor meiner Liebe Flammen.

         *     *     *     
    5      Und wenn ich dich geliebet hab’,
    Bis in meiner Todesstunde,
    So nehm’ ich mit in’s ew’ge Grab
    Die große Liebeswunde.

  •      Ich hab’ im Traum’ geweinet,
    Mir träumte du lägest im Grab’.
    Ich wachte auf und die Thräne
    Floß noch von der Wange herab.

    5      Ich hab’ im Traum’ geweinet,
    Mir träumt’ du verließest mich.
    Ich wachte auf, und ich weinte
    Noch lange bitterlich.

         Ich hab’ im Traum’ geweinet,
    10 Mir träumte du wärst mir noch gut.
    Ich...