An Madame Karschinn, bey der Übersendung eines Blumenstrausses, am ersten December 1789.

Liebste Karschinn, nimm den Morgengruß
Und den Blumenstrauß an deinem ersten Tage
Von mir an, nebst einem warmen Kuß.
Sey so glücklich, wie die falsche Sage
5 Oft den...

An Madame Unzelmann, als sie in den beiden kleinen Savojarden den Joseph spielte.

Wir sehn in deinem Spiel der Wahrheit schönes Bild,
Und jede Regel deiner Kunst erfüllt:
Allein ins Savojardenkleid
Hat sich bisher noch allezeit
5 An deiner Statt ein Amor...

An Melina.

Du bist, Melina, mehr als eh’mals Krösus reich:
Dein Leib ist Cythereen, dein Geist Minerven gleich.

An Ramler, bey Gelegenheit eines übersandten Epigramms, wo er die Verfasserinn zu mehrern aufmunterte.

Nein, Theuerster! nie wird es mir gelingen,
Ein Epigramm, wie dein Katull, zu singen:
Hier fehlet Kürz’ und Energie,
Da Scherz, dort scharfes Salz; und bey...

An Selmar.

Ha! dieser süße Aufruhr aller Sinnen,
Dieß Drängen, Streben, Schmachten und Zerrinnen
In heissen Thränen, die die Liebe weinet
So uns vereinet,

5 Sie läßt uns nie der Ruhe Glück genießen,
Bis Herz an Herz sich wonnevoll wird schließen,...

An Selmar.

Vergessen soll ich dich? Ist’s möglich, dich vergessen
Den einzig diese Seele denkt? –
Kannst du den tiefen Schmerz, die Herzensangst ermessen,
In der du grausam mich versenkt?

5 Schienst du nicht ganz für mich, und ich für dich geboren,
...

An Sophien.

Walle sanft, begleitet von dem Segen
Meines Herzens, deine Pilgerbahn.
Manches Blümchen blühe dir entgegen,
Manche Freude lächle sanft dich an.
5 Fühle dich von süßer Wonne trunken
Wenn des Rheines Anblick himmlisch dich durchbebt;
...

An den Grafen Michael von O*** zu seinem Namenstage.

Erzengel Michael, der einst mit starker Hand
Den Höllendrachen überwand,
Gab dir den Namen, Graf! Ich wünsche dir, im Kriege
Nicht Höllengeister zu bestehn;
5 Nein, zu dem süßesten der Siege
Mag Amor...

An den Herrn van Santen zu Leyden, über ein von ihm mir zugeschicktes altes Lateinisches Epigramm: Die Mutter von Byzanz. (*)

Bewundern kann ich sie, vom Alterthum besungen,
Das Weib, die ihren Sohn verlor. Doch ach!
Ihr nachzuahmen fühl’ ich mich zu schwach.
Er...

An den Herzog Ferdinand zu Braunschweig und Lüneburg. Den 12. Januar 1791.

Schon pochte dieses Herz nicht mehr, schon sah
Ich mich dem Grabe nah;
Der Genius des Todes stand
Schon vor mir, schien mir schon mit ernster Stirn zu winken;
5 Schon hofft’ ich dort...