• Euren Preiß erklimme meine Leyer –
    Erdengötter – die der süsen Feyer
         Anadyomenens sanft nur klang;
    Leiser um das pompende Getöse,
    5 Schüchtern um die Purpurflammen eurer Gröse
         Zittert der Gesang.

    Redet! soll ich goldne Saiten schlagen,
    Wenn vom Jubelruf empor getragen
         Euer Wagen durch den Wahlplaz rauscht?
    10 Wenn...

  • Laura, über diese Welt zu flüchten
    Wähn ich – mich in Himmelmaienglanz zu lichten
         Wenn dein Blik in meine Blike flimmt,
    Aetherlüfte träum’ ich einzusaugen,
    5 Wenn mein Bild in deiner sanften Augen
         Himmelblauem Spiegel schwimmt; –

    Leyerklang aus Paradises Fernen,
    Harfenschwung aus angenehmern Sternen
         Ras’ ich in mein...

  • Die zwei Tugendwege.

    Zwei sind der Pfade, auf welchen der Mensch zur Tugend emporstrebt.
         Schließt sich der eine dir zu, thut sich der andre dir auf.
    Handelnd erringt der Glückliche sie, der Leidende duldend.
         Wohl dem, den sein Geschick liebend auf beiden geführt!

  • Wie die Himmelslüfte mit den Rosen
    An den Frühlingsmorgen zärtlich kosen;
         Kind, so schmeichelt dir
    Izt das äusre Glük in deinen Jugendtagen,
    5 Thränen sahst du nur; noch rangen keine Klagen
         Sich aus deiner Brust herfür.

    Aber sieh! der Hain, der kaum entzüket,
    Neigt sich, plözlich rast der Sturm, zerkniket
         Liegt die...

  • Ein Wort an die Proselytenmacher.

          Nur Etwas Erde außerhalb der Erde,
    Sprach jener weise Mann, und staunen sollet ihr,
    Wie leicht ich sie bewegen werde!
    Da eben liegts, ihr Herrn. Vergönnet mir
    5 Nur einen Augenblick aus Mir herauszutreten,
    Gleich will ich Euren Gott anbeten!

  • Mit erstorbnem Scheinen
    Steht der Mond auf todenstillen Haynen,
         Seufzend streicht der Nachtgeist durch die Luft –
              Nebelwolken schauern,
    5           Sterne trauern
         Bleich herab, wie Lampen in der Gruft.
    Gleich Gespenstern, stumm und hohl und hager
         Zieht in schwarzem Todenpompe dort
    Ein Gewimmel nach dem...

  • Einer jungen Freundin ins Stammbuch.

          Ein blühend Kind, von Grazien und Scherzen
    Umhüpft, so Freundin spielt um dich die Welt.
    Doch so, wie sie sich mahlt in deinem Herzen,
    In deiner Seele schönen Spiegel fällt,
    5 So ist sie nicht. Die stillen Huldigungen,
    Die deines Herzens Adel dir errungen,
    Die Wunder, die du selbst gethan,
    Die...

  • Banges Stöhnen, wie vor’m nahen Sturme,
         Hallet her vom öden Trauerhauß,
    Todentöne fallen von des Münsters Thurme,
         Einen Jüngling trägt man hier heraus:
    5 Einen Jüngling – noch nicht reif zum Sarge,
         In des Lebens Mai gepflükt,
    Pochend mit der Jugend Nervenmarke
         Mit der Flamme, die im Auge zükt;
    Einen Sohn, die Wonne...

  • Falscher Studiertrieb.

    O wie viel neue Feinde der Wahrheit! Mir blutet die Seele,
         Seh’ ich das Eulengeschlecht, das zu dem Lichte sich drängt.

  • Meine Laura! Nenne mir den Wirbel
         Der an Körper Körper mächtig reißt,
    Nenne, meine Laura, mir den Zauber,
         Der zum Geist monarchisch zwingt den Geist.

    5 Sieh! er lehrt die schwebenden Planeten
         Ewgen Ringgangs um die Sonne fliehn,
    Und gleich Kindern um die Mutter hüpfend
         Bunte Zirkel um die Fürstin ziehn;

    Durstig...