• Heilig geheimes Gesicht!
    Runen, der schweigenden Stirne eingegraben!
    Die aus dem Brunnen der Lieb getrunken haben,
    halten in schützender Hand ein flackerndes Licht.

    Oh wie nahe der Haß!
    Nahe der Liebe! Schwankende Schale der Tage!
    Süße Schale - bitteres Glas der Klage!
    Tau im Frühling!...

  • Und ich weiß: auch dies muß enden
    dunkler Nächte Glut und Kuß,
    daß ich aus geliebten Händen
    unruhvoll mich reißen muß.

    Daß ich wieder wandern werde,
    halb beseligt, halb bedrückt,
    fort von euch und von der Erde,
    wenn der Herbst die Wälder schmückt....

  • Ein Taubenpaar entschwirrt der goldnen Frühe,
    Es lockt ins Licht ihr liebestrunkner Flug.
    Verschlafne Mägde schöpfen schon den Krug
    Und stampfend stehn im Staub die braunen Kühe.

    Da heb' auch ich mein Herz aus Qual und Mühe
    Hinauf zu dir - ich litt des Leids genug -
    Von allen heißen Wünschen, die ich...

  • Herrlich noch immer der Tag - es leuchtet der alternden Stirne,
    Leuchtet dem liebenden Blick gnädig der Glanz des Gestirns.

    Wie durch das schwirrende Blau die Stimme des Glücks mich begeistert!
    Zärtlich füllt sie das Ohr, schwalbenzwitschernd und scheu.

    Wimpernweit wie das Auge des Kindes verrauschte das Leben...

  • Wenn ihr späte Rosen findet,
    Bindet, Kinder, sie zum Strauß.
    Goldner Sommer schwillt und schwindet,
    Äpfel duften schon durchs Haus.

    Rot von Trauben, schwer von Nüssen,
    Herrlich ist der Herbst erhellt,
    Hold mit Blumen, hold mit Küssen
    Allen Liebenden der Welt.

    Ach,...

  • Und mit einem leichten Liede
    auf den Lippen kam sie her.
    Hart und schwer
    klangen Schläge aus der Schmiede.

    Eines Ritters graue Pferde,
    der Gesell beschlug sie gut;
    rot wie Blut
    wurde sie und sah zur Erde.

    Und aus ihrem jungen Munde
    schwieg das Lied - doch...

  • Es war ein großer Dichter,
    sein Herz war hell und heiß -
    ihm glänzten tausend Lichter,
    von denen keiner weiß. -

    Ihm wiesen tausend Freuden
    zu einem hohen Ziel -
    ihm galt ein Sichvergeuden
    als kindisch-süßes Spiel. -

    Die Nacht ist eingesunken,
    der Wald...

  • Winter will den Wald verwehn,
    Weg und weiße Wiesen
    weisen weiter - Wipfel stehn,
    wartend, wache Riesen.

    Ach, schon ist mein welker Strauß
    wind- und wandermüde.
    Seit ich in die Welt hinaus
    zog, ist nirgends Friede.

    Welk der Strauß - sie blieb nicht treu -
    ...

  • Und nun steigt der Tag die Treppe
    in den kühlen Brunnenschacht -
    Dame Nacht
    raschelt mahnend mit der Schleppe.

    Über meine weiße Decke
    huscht ein Strahl und scheint - und scheint -
    hinter mir in dunkler Ecke
    liegt ein Herz - und weint - und weint....

  • Tiefe Nacht legt mir im Schlafe
    kühle Lippen an die Scheiben,
    rauscht und knistert - Hirten treiben
    halbverträumt zu Dorf die Schafe.

    Zögernd kommt ein Glück gegangen -
    Still! daß es den Schritt nicht wende -
    leise gleiten meine Hände
    über deine lieben Wangen....