• Wie Lebensnahrung bist du meinem Herzen,
    Wie duft’ger Regen, der das Land durchdringt;
    Für deinen Frieden kämpf’ ich gern mit Schmerzen,
    Dem Geize gleich, der mit dem Reichthum ringt:
    5 Jetzt stolz sein Gut genießend, zitternd dann,
    Daß schnöde Zeit den Schatz ihm könnte stehlen;
    Bald froh, daß insgeheim ich seh’n dich kann,
    Bald möcht’ der Welt...

  • Warum mein Vers der Neuheit Glanz entbehrt,
    Stets arm sich zeigt an flücht’gen Wechselbildern?
    Warum mein Blick der Zeit nicht zugekehrt,
    Daß Fremdes ich in neuer Art könnt’ schildern?
    5 Warum wohl schreib’ ich stets dasselbe Eine,
    Bekleide mein Gedicht mit alt Gewand,
    Daß jedes Wort sich zeiget als das meine,
    Sein Ursprung gleich von Jedem wird...

  • Es zeigt dein Spiegel deiner Reize Schwinden,
    Die Uhr der köstlichsten Minuten Flucht;
    Die weißen Blätter mögen drum verkünden
    In dieser Lehre deines Geistes Frucht:
    5 Die Runzeln, die dein Spiegel wiederstrahlet,
    Sie mahnen dich an offner Gräber Ruh’,
    Des Seigers rasch entschwundner Schatten malet,
    Wie schnell die Zeit der Ewigkeit flieht zu....

  • So oft als meine Muse rief ich dich,
    Und Hülfe hast du meinem Vers gespendet;
    Doch andre Dichter machten es wie ich,
    Ihr Reim ward unter deinem Schutz verschwendet.
    5 Dein Auge, das den Stummen lehrte singen
    Und plumper Einfalt gab erhabnen Flug,
    Ein neu Gefieder lieh’s des Meisters Schwingen,
    Gesellt’ der Anmuth zu der Hoheit Zug.
    Auf...

  • Wie muß ich zagen, will von dir ich singen,
    Da einen bessern Geist du hast beseelt,
    Der deinem Preis geweiht der Kräfte Ringen,
    Stumm macht mich, wenn er deinen Ruhm erzählt.
    5 Doch wird dein Werth, wie Ocean so weit,
    Das ärmste Segel wie das stolzste tragen;
    Mit meinem morschen Kahn bin ich bereit,
    Auf deiner wilden Fluth die Fahrt zu wagen....

  • Mag lebend ich die Grabschrift einst dir dichten,
    Magst dau’rn du, wenn ich längst des Grabes Raub;
    Dein Angedenken kann kein Tod vernichten,
    Bin auch vergessen ich mit meinem Staub’.
    5 Unsterblich wird dein Nam’ hinieden leben,
    Wenn todt ich einst, vergessen von der Welt;
    Mir kann die Erd’ gemeines Grab nur geben,
    Wenn Menschenauge deine Gruft...

  • Mit dir ist meine Muse nicht vermählt;
    Daher magst ungerührt du überseh’n
    Die Widmungsworte, die der Dichter wählt,
    Daß holder Inhalt auch sein Buch verschön’.
    5 Du fandst, an Reizen wie an Weisheit gleich,
    Daß über meinen Preis dein Werth erhaben,
    Darum gezwungen suchest du sogleich,
    Was neu geprägt des Tages Gleißner gaben.
    Du magst es...

  • Der Farbe Mangel merkt’ ich nie an dir,
    Nicht wollt’ ich drum als Farbenbild dich malen;
    Du übertriffst, so offenbart sich’s mir,
    Den winz’gen Zoll, den Dichtung dir kann zahlen.
    5 Daher war lässig ich in deinem Ruhm,
    Daß selbst du durch dein Wesen mögst erproben,
    Wie schwach sich zeigt das neue Dichterthum,
    Das würdig deinen Werth versucht zu...

  • Wer preis’t am höchsten dich? Was übersteigt
    Wohl diesen Ruhm: Du seist du selbst allein?
    Der Schatz, der sich in deinem Wesen zeigt,
    Ist Maßstab dem, der ähnlich will dir sein.
    5 Man muß nur bettelarm den Dichter schmälen,
    Der seine Liebe nicht zu schmücken weiß;
    Doch kann von dir er im Gedicht erzählen:
    Du seist du! dann gebührt ihm edler...

  • Erzähl’, daß mein Verschulden uns entzweit,
    Und deines Urtels Kraft will ich bezeugen,
    Schilt lahm mich, hinkend bin ich gern bereit,
    Ergeben will ich deinem Spruch mich beugen.
    5 Du kannst nicht, Freund! nur halb so arg mich schmäh’n,
    Als ich, den Sinneswechsel zu beschönen;
    Dir zu Gefallen will ich fremd ausseh’n
    Gewohnte Lieb’ erdrückend...