•      Mein Knecht! steh auf und sattle schnell,
    Und wirf dich auf dein Roß,
    Und jage rasch, durch Wald und Feld,
    Nach König Dunkans Schloß.

    5      Dort schleiche in den Stall, und wart’,
    Bis dich der Stallbub schaut.
    Den forsch’ mir aus: Sprich, welche ist
    Von Dunkans Töchtern Braut?

         Und spricht der Bub: „Die Braune ist’s“
    10...

  •      Die Erde war so lange geizig,
    Da kam der Mai, und sie ward spendabel,
    Und alles lacht, und jauchzt, und freut sich,
    Ich aber bin nicht zu lachen kapabel.

    5      Die Blumen sprießen, die Glöcklein schallen,
    Die Vögel sprechen wie in der Fabel;
    Mir aber will das Gespräch nicht gefallen,
    Ich finde Alles miserabel.

         Das...

  •      Der bleiche Heinrich ging vorbei,
    Schön Hedwig lag am Fenster.
    Sie sprach halblaut: Gott steh mir bei,
    Der unten schaut bleich wie Gespenster!

    5      Der unten erhub sein Aug in die Höh’,
    Hinschmachtend nach Hedewigs Fenster.
    Schön Hedwig ergriff es wie Liebesweh,
    Auch sie ward bleich wie Gespenster.

         Schön Hedwig stand nun mit...

  •      Vollblühender Mond! In deinem Licht,
    Wie fließendes Gold, erglänzt das Meer;
    Wie Tagesklarheit, doch dämm’rig verzaubert,
    Liegt’s über der weiten Strandesfläche;
    5 Und am hellblau’n, sternlosen Himmel
    Schweben die weißen Wolken,
    Wie kolossale Götterbilder
    Von leuchtendem Marmor.

         Nein, nimmermehr, das sind keine Wolken!
    ...

  •      Nach Frankreich zogen zwei Grenadier’,
    Die waren in Rußland gefangen.
    Und als sie kamen in’s deutsche Quartier,
    Sie ließen die Köpfe hangen.

    5      Da hörten sie beide die traurige Mähr:
    Daß Frankreich verloren gegangen,
    Besiegt und zerschlagen das tapfere Heer, –
    Und der Kaiser, der Kaiser gefangen.

         Da weinten zusammen die...

  •      Ich geh’ nicht allein, mein feines Lieb,
    Du mußt mit mir wandern
    Nach der lieben, alten, schaurigen Klause,
    In dem trüben, kalten, traurigen Hause,
    5 Wo meine Mutter am Eingang kau’rt,
    Und auf des Sohnes Heimkehr lau’rt.

         „Laß ab von mir, du finstrer Mann!
    Wer hat dich gerufen?
    Dein Odem glüht, deine Hand ist Eis,
    10 Dein...

  •      Ich bin die Prinzessin Ilse,
    Und wohne im Ilsenstein;
    Komm mit nach meinem Schlosse,
    Wir wollen selig seyn.

    5      Dein Haupt will ich benetzen
    Mit meiner klaren Well’,
    Du sollst deine Schmerzen vergessen,
    Du sorgenkranker Gesell!

         In meinen weißen Armen,
    10 An meiner weißen Brust,
    Da sollst du liegen und träumen...

  •      Die Jahre kommen und gehen,
    Geschlechter steigen in’s Grab,
    Doch nimmer vergeht die Liebe,
    Die ich im Herzen hab’.

    5      Nur einmal noch möcht’ ich dich sehen,
    Und sinken vor dir auf’s Knie,
    Und sterbend zu dir sprechen:
    Madame, ich liebe Sie!

  •      „Die Jungfrau schläft in der Kammer,
    Der Mond schaut zitternd hinein;
    Da draußen singt es und klingt es,
    Wie Walzermelodein.

    5      Ich will mal schaun aus dem Fenster,
    Wer drunten stört meine Ruh’.
    Da steht ein Todtengerippe,
    Und fidelt und singt dazu:

         Hast einst mir den Tanz versprochen,
    10 Und hast gebrochen dein...

  •      Die Lotosblume ängstigt
    Sich vor der Sonne Pracht,
    Und mit gesenktem Haupte
    Erwartet sie träumend die Nacht.

    5      Der Mond, der ist ihr Buhle.
    Er weckt sie mit seinem Licht’,
    Und ihm entschleiert sie freundlich
    Ihr frommes Blumengesicht.

         Sie blüht und glüht und leuchtet,
    10 Und starret stumm in die Höh’;
    Sie...