•      Was treibt dich umher, in der Frühlingsnacht?
    Du hast die Blumen toll gemacht,
    Die Veilchen, sie sind erschrocken!
    Die Rosen, sie sind vor Schaam so roth,
    5 Die Liljen, sie sind so blaß wie der Tod,
    Sie klagen und zagen und stocken!

         O, lieber Mond, welch frommes Geschlecht
    Sind doch die Blumen! Sie haben Recht,
    Ich habe...

  •      Was treibt und tobt mein tolles Blut?
    Was flammt mein Herz in wilder Gluth?
    Es kocht mein Blut und zischt und gährt,
    Und grimme Gluth mein Herz verzehrt.

    5      Das Blut ist toll, die Flamme wild,
    Weil zu mir kam ein Traumgebild;
    Es kam der finstre Sohn der Nacht,
    Und hat mich keuchend fortgebracht.

         Er bracht’ mich in ein...

  •      Was will die einsame Thräne?
    Sie trübt mir ja den Blick.
    Sie blieb aus alten Zeiten
    In meinem Auge zurück.

    5      Sie hatte viel leuchtende Schwestern,
    Die alle zerflossen sind,
    Mit meinen Qualen und Freuden,
    Zerflossen in Nacht und Wind.

         Wie Nebel sind auch zerflossen
    10 Die blauen Sternelein,
    Die mir jene...

  •      Ich stand gelehnet an den Mast,
    Und zählte jede Welle.
    Ade! mein schönes Vaterland
    Mein Schiff, das segelt schnelle!

    5      Ich kam schön Liebchens Haus vorbei,
    Die Fensterscheiben blinken;
    Ich guck’ mir fast die Augen aus,
    Doch will mir niemand winken.

         Ihr Thränen, bleibt mir aus dem Aug’,
    10 Daß ich nicht dunkel sehe...

  •      Weil ich dich liebe, muß ich fliehend
    Dein Antlitz meiden – zürne nicht.
    Wie paßt dein Antlitz, schön und blühend,
    Zu meinem traurigen Gesicht!

    5      Weil ich dich liebe wird so bläßlich,
    So elend mager mein Gesicht –
    Du fändest mich am Ende häßlich –
    Ich will dich meiden – zürne nicht.

  • [167]
     Lazarus.

     I.
     Weltlauf.

    Hat man viel, so wird man bald
    Noch viel mehr dazu bekommen.
    Wer nur wenig hat, dem wird
    Auch das Wenige genommen.
     
    5 Wenn du aber gar nichts hast,...

  • Wenn du gute Augen hast,
    Und du schaust in meine Lieder,
    Siehst du eine junge Schöne
    Drinnen wandeln auf und nieder.

    5 Wenn du gute Ohren hast,
    Kannst du gar die Stimme hören,
    Und ihr Seufzen, Lachen, Singen
    Wird dein armes Herz bethören.

    Denn sie wird, mit Blick und Wort,
    10 Wie mich selber dich verwirren;
    Ein verliebter...

  •      Wenn du mir vorüberwandelst,
    Und dein Kleid berührt mich nur,
    Jubelt dir mein Herz, und stürmisch
    Folgt es deiner schönen Spur.

    5      Dann drehst du dich um, und schaust mich
    Mit den großen Augen an,
    Und mein Herz ist so erschrocken,
    Daß es kaum dir folgen kann.

  •      Wenn ich an deinem Hause
    Des Morgens vorüber geh’,
    So freut’s mich, du liebe Kleine,
    Wenn ich dich am Fenster seh’.

    5      Mit deinen schwarzbraunen Augen
    Siehst du mich forschend an:
    Wer bist du, und was fehlt dir,
    Du fremder, kranker Mann?

         „Ich bin ein deutscher Dichter,
    10 Bekannt im deutschen Land;
    Nennt man...

  •      Wenn ich auf dem Lager liege,
    In Nacht und Kissen gehüllt,
    So schwebt mir vor ein süßes,
    Anmuthig liebes Bild.

    5      Wenn mir der stille Schlummer
    Geschlossen die Augen kaum,
    So schleicht das Bild sich leise
    Hinein in meinen Traum.
     
         Doch mit dem Traum des Morgens
    10 Zerrinnt es nimmermehr;
    Dann trag’ ich...