•      Ueber die Berge steigt schon die Sonne,
    Die Lämmerheerde läutet fern;
    Mein Liebchen, mein Lamm, meine Sonne und Wonne,
    Noch einmal säh’ ich dich gar zu gern!

    5      Ich schaue hinauf, mit spähender Miene –
    Leb’ wohl, mein Kind, ich wandre von hier!
    Vergebens! Es regt sich keine Gardine; –
    Sie liegt noch und schläft, und träumt von mir.

  •      Und als ich Euch meine Schmerzen geklagt,
    Da habt Ihr gegähnt und nichts gesagt;
    Doch als ich sie zierlich in Verse gebracht,
    Da habt Ihr mir große Elogen gemacht.

  •      Und als ich so lange, so lange gesäumt,
    In fremden Landen geschwärmt und geträumt;
    Da ward meiner Liebsten zu lang die Zeit,
    Und sie nähete sich ein Hochzeitkleid,
    5 Und hat mit zärtlichen Armen umschlungen,
    Als Bräut’gam, den dümmsten der dummen Jungen.

         Mein Liebchen ist so schön und mild,
    Noch schwebt mir vor ihr süßes Bild;
    ...

  •      Und bist du erst mein eh’lich Weib,
    Dann bist du zu beneiden,
    Dann lebst du in lauter Zeitvertreib,
    In lauter Plaisir und Freuden.

    5      Und wenn du schiltst und wenn du tobst,
    Ich werd’ es geduldig leiden;
    Doch wenn du meine Verse nicht lobst,
    Laß ich mich von dir scheiden.

  •      Und wüßten’s die Blumen, die kleinen,
    Wie tief verwundet mein Herz,
    Sie würden mit mir weinen,
    Zu heilen meinen Schmerz.

    5      Und wüßten’s die Nachtigallen,
    Wie ich so traurig und krank,
    Sie ließen fröhlich erschallen
    Erquickenden Gesang.

         Und wüßten sie mein Wehe,
    10 Die goldnen Sternelein,
    Sie kämen aus ihrer...

  •      Die schöne Sonne
    Ist ruhig hinabgestiegen in’s Meer;
    Die wogenden Wasser sind schon gefärbt
    Von der dunkeln Nacht,
    5 Nur noch die Abendröthe
    Ueberstreut sie mit goldnen Lichtern,
    Und die rauschende Fluthgewalt
    Drängt an’s Ufer die weißen Wellen,
    Die lustig und hastig hüpfen,
    10 Wie wollige Lämmerheerden,
    Die Abends der...

  •      Unterm weißen Baume sitzend
    Hörst du fern die Winde schrillen,
    Siehst wie oben stumme Wolken
    Sich in Nebeldecken hüllen;

    5      Siehst, wie unten ausgestorben
    Wald und Flur, wie kahl geschoren; –
    Um dich Winter, in dir Winter,
    Und dein Herz ist eingefroren.

         Plötzlich fallen auf dich nieder
    10 Weiße Flocken, und...

  • [176]
     VII.
     Unvollkommenheit.

    Nichts ist vollkommen hier auf dieser Welt.
    Der Rose ist der Stachel beigesellt;
    Ich glaube gar, die lieben holden Engel
    Im Himmel droben sind nicht ohne Mängel.

    ...
  • [19]
     Valkyren.

    Unten Schlacht. Doch oben schossen
    Durch die Luft auf Wolkenrossen
    Drei Valkyren, und es klang
    Schilderklirrend ihr Gesang:

    5 Fürsten hadern, Völker streiten,
    Jeder will die Macht...

  •      Verdroß’nen Sinn im kalten Herzen hegend,
    Reis’ ich verdrießlich durch die kalte Welt,
    Zu Ende geht der Herbst, ein Nebel hält
    Feuchteingehüllt die abgestorbne Gegend.

    5      Die Winde pfeifen, hin und her bewegend
    Das rothe Laub, das von den Bäumen fällt,
    Es seufzt der Wald, es dampft das kahle Feld,
    Nun kommt das Schlimmste noch, es...