•      Heller wird es schon im Osten
    Durch der Sonne kleines Glimmen,
    Weit und breit die Bergesgipfel,
    In dem Nebelmeere schwimmen.

    5      Hätt’ ich Siebenmeilenstiefel,
    Lief ich, mit der Hast des Windes,
    Ueber jene Bergesgipfel,
    Nach dem Haus des lieben Kindes.

         Von dem Bettchen, wo sie schlummert,
    10 Zög’ ich leise die...

  •      Auf den Wällen Salamankas
    Sind die Lüfte lind und labend;
    Dort, mit meiner holden Donna,
    Wandle ich am Sommerabend.

    5      Um den schlanken Leib der Schönen
    Hab’ ich meinen Arm gebogen,
    Und mit sel’gem Finger fühl’ ich
    Ihres Busens stolzes Wogen.

         Doch ein ängstliches Geflüster
    10 Zieht sich durch die Lindenbäume,...

  • Auf diesem Felsen bauen wir
    Die Kirche von dem dritten,
    Dem dritten neuen Testament;
    Das Leid ist ausgelitten.

    5 Vernichtet ist das Zweyerley,
    Das uns so lang bethöret;
    Die dumme Leiberquälerey
    Hat endlich aufgehöret.

    Hörst du den Gott im finstern Meer?
    10 Mit tausend Stimmen spricht er.
    Und siehst du über unserm Haupt...

  •      Auf meiner Herzliebsten Aeugelein
    Mach’ ich die schönsten Canzonen.
    Auf meiner Herzliebsten Mündchen klein
    Mach’ ich die besten Terzinen.
    5 Auf meiner Herzliebsten Wängelein
    Mach’ ich die herrlichsten Stanzen.
    Und wenn meine Liebste ein Herzchen hätt’,
    So wollt’ ich drauf machen ein hübsches Sonett.

  • [170]
     III.
     Auferstehung.

    Posaunenruf erfüllt die Luft,
    Und furchtbar schallt es wieder;
    Die Todten steigen aus der Gruft,
    Und schütteln und rütteln die Glieder.

    5 Was Beine hat, das...

  •      Aus alten Mährchen winkt es
    Hervor mit weißer Hand,
    Da singt es und da klingt es
    Von einem Zauberland’:

    5      Wo bunte Blumen blühen
    Im goldnen Abendlicht’,
    Und lieblich duftend glühen,
    Mit bräutlichem Gesicht;

         Und grüne Bäume singen
    10 Uralte Melodein,
    Die Lüfte heimlich klingen,
    Und Vögel schmettern...

  •      Aus meinen Thränen sprießen
    Viel blühende Blumen hervor,
    Und meine Seufzer werden
    Ein Nachtigallenchor.

    5      Und wenn du mich lieb hast, Kindchen,
    Schenk’ ich dir die Blumen all’,
    Und vor deinem Fenster soll klingen
    Das Lied der Nachtigall.

  •      Aus meinen großen Schmerzen
    Mach’ ich die kleinen Lieder;
    Die heben ihr klingend Gefieder
    Und flattern nach ihrem Herzen.

    5      Sie fanden den Weg zur Trauten,
    Doch kommen sie wieder und klagen,
    Und klagen, und wollen nicht sagen,
    Was sie im Herzen schauten.

  • [166]
     Auto-da-fe.

    Welke Veilchen, stäub’ge Locken,
    Ein verblichen blaues Band,
    Halb zerrissene Billette,
    Längst vergessner Herzenstand –

    5 In die Flammen des Kamines
    Werf’ ich sie verdrossnen...

  • [196]
     XVII.
     Böses Geträume.

    Im Traume war ich wieder jung und munter –
    Es war das Landhaus hoch am Bergesrand,
    Wettlaufend lief ich dort den Pfad hinunter,
    Wettlaufend mit Ottilien Hand in...