• [40] Die Lachtaube.

    An Phillis.

    Du fragst, warum dieß artge Täubgen lacht?
    Sahst du, was es vorhergemacht?
    Es schnäbelte sein Weibchen da:
    „Darüber lacht man,“ fragst du? „Ja.“

    5 Da sieh nur hin!...

  • Die Lehre der Bescheidenheit.
    Idylle.

    Nie doch, ihr Männer, entsagt der Bescheidenheit, glaubet es nimmer,
    Daß euch alles und jedes, sobald ihr hegehrt, zu Gebot sey,
    Und leicht alles gelinge! So redete, warnend, Aline
    Neulich zu mir, und ich stand und wagte nicht, wie sie es sagte,
    5 Ihr in die Augen zu sehn und den Blick von der Erde zu heben....

  •                     Die Lerche.

         Gegrüßet seyst du, du Himmelsschwinge,
    Des Frühlings Bote, du Liederfreundinn,
    Sey mir gegrüßet, geliebte Lerche,
    Die beides lehret, Gesang und Leben.

    5      Der Morgenröthe, des Fleißes Freundinn,
    Erweckst du Felder, belebst du Hirten;
    Sie treiben munter den Schlaf vom Auge:
    Denn ihnen singet die...

  • [92] Die Liebe ist blind.

    Mein Onkel stellt mir ewig vor:
    Es sey die Liebe blind.
    Doch im Vertraun, er ist ein Thor,
    Und redet wie ein Kind.

    5 Denn wär sie blind, wie? säh ich ein,
    Wie reizend...

  • [67] Die Liebenden.

    Trennen wollten wir uns, wähnten es gut und klug;
    Da wir's thaten, warum schröckt uns wie Mord die That?
          Ach, wir kennen uns wenig,
              Denn es waltet ein Gott in...

  • [82] Die Liebhaber.

    Mein Mädgen im Schatten der Laube
    Umhangen von purpurner Traube
    Bekränzte mit Rebenlaub sich
    Und wartete schmachtend auf mich.

    5 [...

  • [102] Die Linde.

    An Chloen.
    Ach Chloe! von der schönen Linde,
    Die unsrer Lieb oft Schatten gab,
    Fällt bleich, getödtet von dem Winde,
    Das Laub, der Stolz des Frühlings ab.

    5 Doch wird nach langen...

  • Die Locken der Mägdlein.
    Ein Opfer der Mutter an Hebe.

    Siehe die glänzenden Löckchen, o rosenduftende Hebe,
         Weich wie der Pappelbaum blüht, golden wie reifende Saat!
    Zierlich umherzt vom Gefäß und von thauigen Blumen umduftet,
         Stell’ ich sie hoffenden Sinns leis’ am Altare dir hin!
    5 Nimm das Opfer der Kindheit, o himmlischlächelnde Göttin...

  • Die Luft.

    »Trüber Schleier der Luft, der uns den goldenen Tag raubt,
         Uns mit Seuchen und Frost, uns auch mit Launen betrübt.«
    Also zürnete ich. – Da klangen liebliche Töne,
         Und in entnebelter Luft sangen mir Genien zu.
    5 »Sterblicher, hast du die Morgen-, die Abendröthe gesehen?
         Hast du den lieblichen Ton deiner Geliebten gehört?...

  • [33] Die Mütze.

    Als Junker Hanns in den Alleen
    An seinem Schloß spatzieren gieng;
    Sah er den Gärtner, Lukas, stehen,
    (Es war ein Fest,) geputzt und flink.
    5 Er sah: gethürmt, von seinem Ohr
    Stieg...