Bevor ich war und wenn ich nicht mehr bin,
wie war ich da, wie werde ich da sein?
Zuweilen dringen Duft und Rausch und Schein
vom Ende her und von dem Anbeginn.

5 Hab’ ich geschlafen? Eben schlaf’ ich ein,
und nun verwaltet mich ein andrer Sinn,
noch...

Poet: Karl Kraus

Ein freier Platz. Donner und Blitz. Die drei Hexen.

Erste Hexe
Sagt, wann treffen wir drei zusammen:
Wenn Donner krachen oder wenn Blitze flammen?

Zweite
Wenn verzischt des Schlachtbrands Funken,
Wenn die Erde Blut getrunken.

Dritte
Eh...

Poet: Karl Kraus

Ich habe einen Blick gesehn und werde
an meinem letzten Tag ihm nicht entgehn.
Erbebt nicht diese schuldbeladne Erde,
seitdem ich diesen Blick gesehn?

5 [...

Poet: Karl Kraus

[29]
Jugend

Da schon die Blätter falb,
will ich nicht säumen,
innen und außerhalb
Frühling zu...

Poet: Karl Kraus

Thierfehd ist hier: das sagt dem Menschsein ab,
daß er es werde —
wie an der Wand empor zum Himmel reicht
die Erde.
5 Was hinter uns, war schwer. Hier ist es leicht.
Die Welt verläuft in einem grünen Grab.

[...

Poet: Karl Kraus

Sieh, mein Außenbild ist fügsam,
sieh, mein Haben, so genügsam,
achtet wohl des Gleichgewichts.
Hat es wenig, dankt für viel es,
5 wahrt des Weges, Maßes, Zieles
                    und Verzichts.

Doch mein Innensein verzichtet,
eh es sich...

Poet: Karl Kraus

Wie alles zudrängt, daß es sich mir binde!
Wie sucht mich alles, daß ich eines finde!
Vorschwebend Form, sie hängt mir wie ein Netz:
nun strömt es ein nach bindendem Gesetz
5 und setzt sich an, und alles Vorgefundne
wird, was es immer war: das mir Verbundne....

Poet: Karl Kraus

Bang war das Herz. Mit ahnendem Gemüthe
sah ich ins Land, als mir der Frühling blühte.

Vor jedem Schritte stand als Schicksalswende,
ob morgen in der Schule ich bestände.

5 Soweit die Rätsel von zehn Jahren reichen,
ward alles da von allem mir zum Zeichen....

Poet: Karl Kraus

Dies ist das Aug in Aug der Technik mit dem Tod.
Will Tapferkeit noch Anteil an der Macht?
Hier läuft die Uhr ab, aller Tag wird Nacht.
Du mutiger Schlachtengott, errett uns aus der Not!

5 Nicht dir, der du da dumpf aus der Maschine kamst,
ein Opfer war es,...

Poet: Karl Kraus

Wie kam’s, daß deine Räusche mich berauschen
und deine süße Ohnmacht mich belebt,
die Kraft sich mir an deiner Schwäche hebt —
ich möcht mit keinem deiner Sieger tauschen!

5 Mit Allen bleibt mir meine Lust verwebt
und Aller Liebesschwüren laß mich lauschen,...

Poet: Karl Kraus