• Sie sinkt, die Nacht! sie sinkt auf Mohn und Flieder,
    im Grabgewand, von Leichenduft umschwebt;
    ein kalter Schauder bebt mir durch die Glieder,
    indes der freie Geist sich zu entfesseln strebt.

    Verhallt auf ewig sind der Hoffnung Lieder,
    verrauscht der Freude goldnes Saitenspiel!
    Kein Gott facht die...

  • Athmet von Lüftchen bewegt, die Linde mit stillem Gesäusel:
    wähn' ich, es athme darin leise dein zärtlicher Laut.
    Seh' ich von fern ein Gewand, an Farbe ähnlich dem deinen:
    zuckt mir ein lieblicher Schreck schauernd durch Mark und Gebein.
    Zeichnet mit Rosengewölk der Tag die beginnende Laufbahn,
    strahlet der Äther so blau: denk...

  • Düfte wallen - tausend frohe Stimmen
    jauchzen in den Lüften um mich her;
    die verjüngten trunknen Wesen schwimmen
    aufgelös't in einem Wonnemeer.

    Welche Klarheit, welches Licht entfliesset
    lebensvoll der glühenden Natur!
    Festlich glänzt der Äther, und umschliesset,
    wie die Braut der Bräutigam...

  • Lieblich, wie der Hoffnung Zaubertöne,
    flötet dort im Blüthenbusch versteckt
    Philomele, während sich der schöne
    Abendhimmel leicht mit Rosen deckt.

    O! in Allem, was die Säng'rin flötet,
    lausch' ich deiner Stimme rein und mild,
    und der Schimmer, der den Himmel röthet,
    mahlt in Lichtgestalten...

  •  
    Reife Goldorangen fallen sahn wir heute, Myrte blühte,
    Eidechs glitt entlang der Mauer, die von Sonne glühte.

    Uns zu Häupten neben einem morschen Laube flog ein Falter -
    Keine herbe Grenze scheidet Jugend hier und Alter.

    Eh das welke Blatt verweht ist,...

  •  
    Schneewittchen hast im Scherz du dich genannt,
    Da plaudernd einst zusammen wir gesessen,
    Der Augen tiefes Blau, die Elfenhand,
    Des Nackens Blondgekraus, wer kann's vergessen?

    Noch jüngst - ich schritt ein hohes Tal entlang,
    Es war gekrönt mit sieben...

  •  
    Wo sah ich, Mädchen, deine Züge,
    Die drohnden Augen lieblich wild,
    Noch rein von Eitelkeit und Lüge?
    Auf Buonarottis großem Bild:

    Der Schöpfer senkt sich sachten Fluges
    Zum Menschen, welcher schlummernd liegt,
    Im Schoße seines Mantelbuges...

  •  
    Zwei Segel erhellend
    Die tiefblaue Bucht!
    Zwei Segel sich schwellend
    Zu ruhiger Flucht!

    Wie eins in den Winden
    Sich wölbt und bewegt,
    Wird auch das Empfinden
    Des andern erregt.

    Begehrt eins zu hasten,...

  • Die Mutter mahnt mich abends:
    »Trag Sorg zur Ampel, Kind!
    Jüngst träumte mir von Feuer -
    Auch weht ein wilder Wind.«

    Das Flämmchen auf der Ampel,
    Ich lösch es mit Bedacht,
    Das Licht in meinem Herzen
    Brennt durch die ganze Nacht.

    Die Mutter ruft mich morgens:...

  •  
    Entgegen wandeln wir
    Dem Dorf im Sonnenkuß,
    Fast wie das Jüngerpaar
    Nach Emmaus,
    Dazwischen leise
    Redend schritt
    Der Meister, dem sie folgten,
    Und der den Tod erlitt.
    So wandelt zwischen uns
    Im Abendlicht
    ...