• Hab' immer höhnisch aufgelacht,
    Wenn ihr von Frauenwürde spracht,
    Von einer reinen Weibesseele,
    Die voller Unschuld, ohne Fehle,
    Von mancher keuschen Mädchenblüte,
    Die warmen Herzens, voller Güte.
    Und erst des Weibes Heiligkeit
    Die prieset ihr gar lang und breit;
    Ich lachte bitter fort und...

  • Und geh'n noch einmal sieben Jahre hin,
    Ich habe meinen Kummer nicht verwunden.
    Denn manchmal, mitten wenn ich fröhlich bin,
    Klopft jäh der Pulsschlag meiner alten Wunden.

    Und dann verlangst es mich nach deiner Nähe;
    Ich lauf die Gräberreihe ab zu dir!
    Ich weiß, dir ist dort unten nicht mehr wehe ......

  • I.
    Ich hab da eine alte Frau,
    Die wohnt zu allernächst dem Himmel,
    Denn neunzig Stufen sind's genau,
    Und Kinder drauf, ein Mordsgewimmel.

    In ihrem Stübchen, blank und rein,
    Vertost der laute Hall der Gassen.
    Und mählich sinkt die Nacht herein
    Verfinsternd auf die Häusermassen....

  • Wenn durch der Dämm'rung tiefgesenkten Flor
    Kaum unsre Linien aus dem Finstern ragen,
    Spiel mir noch einmal das Nocturno vor,
    Aus dem die Ängste dieser Erde klagen,
    Ganz leise nur!

    Der Mondschein kommt vielleicht,
    Und drückt die helle Stirne an die Scheiben,
    Und wenn er selbst bis vor die...

  • Presse deinen Arm in meinen,
    Und du trägst gehälftet Leid;
    Will dir keine Sonne scheinen,
    Lieb' ich deine Dunkelheit. -

    Und dann wandern wir mit reinen
    Blicken in die Ewigkeit,
    Ich mit Lächeln, du mit Weinen,
    Wir in Ungebrochenheit ...

    ...

  • Auf fremdem Stern will ich dir's sagen,
    Wie meine Sehnsucht mich gequält,
    Und wie selbst meinen holdesten Tagen
    Das allerholdeste gefehlt.

    Wohl küßt' ich manche Mädchenblüte,
    Ach, süße Lippen blüh'n genug.
    Und doch, es war nicht deine Güte,
    Dein Lächeln nicht, dein Händedruck.
    ...

  • Sinkt die Sonne auch ins Trübe,
    Einmal rollt ihr Glanz hervor;
    Und so hebt sich meine Liebe
    Herrlich über Leid empor.

    Gold'ne Glut aus großen Stunden
    Leuchtet abgeklärt und fern;
    Und der Schmerz, versöhnt empfunden,
    Steigt gen Himmel und wird Stern.

    ...

  • Lerchenlaut in Licht und Luft,
    Ungeseh'n, doch hell vernommen,
    Ich und du im Haideduft,
    Und die Blicke süß beklommen.

    Lippe sinkt auf Lippe schon, -
    Und wir fühlen ungesprochen
    Aus dem Lerchenjubelton
    Schon den Vorglanz blonder Wochen.

    ...

  • Es ist kein Tag, an dem ich dich nicht rief,
    Und mitten in der Wirrnis grauer Stunden,
    Mein ganzes Sehnen jäh von dannen lief,
    Bis du es vor der Schwelle aufgefunden.

    Und keine Nacht sinkt über mich herein,
    In der sich meine Hände nicht erheben,
    Als säh ich aus dem Dämmermondenschein
    Dein...

  • "Dem Auge fern, dem Herzen nah!"

    Als ich die alte Grabschrift sah
    Im eingesunk'nen Marmorstein,
    Da fiel mein totes Lieb mir ein ...

    O Gott, ich schrieb schon tausendmal
    Das gleiche Lied aus gleicher Qual,
    Und war doch keins wie dieses da:

    "Dem Auge fern, dem Herzen...