• Jedweder Geselle, sein Mädel am Arm,
    Durchwandelt die Lindenreih’n;
    Ich aber ich wandle, daß Gott erbarm,
    Ganz mutterseel allein.

    5 Mein Herz wird beengt, mein Auge wird trüb,
    Wenn ein Andrer mit Liebchen sich freut.
    Denn ich habe auch ein süßes Lieb,
    Doch wohnt sie gar ferne und weit.

    So manches Jahr getragen ich hab’,
    10 Ich...

  • Drohende Wetter verdunkeln des Himmels Glanz,
    Wolken verschleyern des Sternengewimmels Tanz,
              Meer, wie du brausest!
              Sturm, wie du sausest!
    5 Blitz, wie so eilig dein Zackenstrahl niederwallt,
    Donner, wie gräßlich dein Schreckenston wiederhallt!
         Sehnsucht, du wilde, o giebst du mir nimmer Ruh?
    Hoffnung, du irre, wo lockt...

  • Das Heim, den schmalen Schein des Lampenlichtes drinnen,
    den Finger an der Schläfe zu träumerischem Sinnen,
    in den geliebten Blick die Augen ganz versenkt,
    die Bücher zu, den Tee heissdampfend eingeschenkt;
    5 das köstliche Gefühl: der Abend geht zur Rüste;
    die selige Müdigkeit, das göttliche Gelüste
    auf bräutlich Dunkel, ach, und auf die süsse Nacht,...

  • Sehnsucht der Liebe.

    Wer schildert sie des Herzens reine Wonne
    Die mich durchbebt, wann endlich sich die Sonne
    In Dunkel hüllt, und mir der Stern erscheinet,
    Der uns vereinet.

    5 Dann fliehen sie, die lang’ ersehnten Stunden,
    Bey dir dahin, als wären sie Sekunden,
    Ich spähe nur in deinem süßen Blicke
    Nach meinem Glücke.

    Ja, ewig...

  • [36]

     2. Seine Gruft.

    Und abwärts schreit’ ich nun mit scheuem Zagen
    Zur Klosterkirche, d’rin in Frieden ruht
    O Tasso, was nach sturmbewegten Tagen
    Der Tod uns ließ von deiner Qual und Gluth....

  •      Seit die Liebste war entfernt,
    Hatt’ ich’s Lachen ganz verlernt.
    Schlechten Witz riß mancher Wicht,
    Aber lachen konnt’ ich nicht.

    5      Seit ich sie verloren hab’,
    Schafft’ ich auch das Weinen ab,
    Fast vor Weh’ das Herz mir bricht,
    Aber weinen kann ich nicht.

  • Selbstbetrug.

    Der Vorhang schwebet hin und her
    Bei meiner Nachbarin.
    Gewiß, sie lauschet überquer,
    Ob ich zu Hause bin,

    5 Und ob der eifersücht’ge Groll,
    Den ich am Tag gehegt,
    Sich, wie er nun auf immer soll,
    Im tiefen Herzen regt.

    Doch leider hat das schöne Kind
    10 Dergleichen nicht gefühlt.
    Ich seh’, es ist der...

  • Selbstunterhaltung, in der Mitternachtstunde.

    „– Ο süsse Gesellschaft! Ο große und hohe Ge-
    sellschaft! unsre Vernunft, unser Schutz-
    engel, und unser Gott! dann sind uns
    diese am nächsten, wenn Andre am weitesten
    von uns entfernt sind; –“
         Youngs Klagen, dritte Nacht.

    Einsame — feyerliche Stunde,
    Ο träufle Balsam in die Wunde,...

  • [311] Seligkeit.

    Zufrieden nicht mit Gut und Glück,
    Gebannt in enge Lebenssphären,
    Erhebst Du weiter Wunsch und Blick,
    Und willst noch Seligkeit begehren.

    5 Und weißt Du auch was Seligkeit?
    Und...

  •      Selten habt Ihr mich verstanden,
    Selten auch verstand ich Euch,
    Nur wenn wir im Koth uns fanden,
    So verstanden wir uns gleich.