• [40] Wikinger
    (für John von Gorsleben)

    Wir sind von einem fernen Nord geschwommen
    Wie wilde Schwäne, südige Welt zu sehn,
    Und sind zu Menschen gekommen,
    An deren Schritten keine Flügel wehn.

    5 Ihre Füße sind plump, ihre Haare sind schwarz,
    Ihre Weiber sind dick wie Walrosse.
    Wir schenken sie unserm Trosse.
    Wir sind Bäume. Aus...

  • [147] Wilhelmine

                        I

    Warum drängst du dich in meine Träume?
    Warum hemmst du meiner Schritte Lauf?
    Warum füllst du alle Himmelsräume,
    Blick’ ich nächtens zu den Sternen auf?

    5 Stör’ ich...

  • I.
    Hat deines Himmelsaugs Beredtsamkeit
    (Der stets die Welt vergeblich widersprochen)
    Mich nicht bewegt, zu brechen meinen Eid?
    Doch straflos wird für dich ein Eid gebrochen.
    5 Ein Weib verschwor ich – daraus folget nur,
    Daß ich dich, eine Göttin, nicht verschwor;
    Du bist ein Engel, irdisch war mein Schwur,
    Und deine Huld beugt meiner...

  • [155]

    Einer Liebenden Klage.

    _________

    [...

  • Wo bist du, Muse, und vergißt so lang,
    Zu rühmen, was dir deine Macht verleiht?
    Giebst du dein Feuer hin an schlechten Sang,
    An Niedres deine Verse, bald bereut?
    5 Kehr’ um, vergeßne Mus’, und büße jetzt
    In edlen Versen die verlorne Zeit!
    Dem Ohre sing’, das deine Lieder schätzt,
    Und deiner Feder Stoff und Form verleiht.
    Sieh’, böse Muse...

  • O arge Muse, wie willst du’s entschuld’gen,
    Daß Wahrheit du durch Schönheit nicht geschmückt?
    Wahrheit und Schönheit meiner Liebe huld’gen;
    Auch du dienst ihr, dadurch zumeist beglückt.
    5 Gieb Antwort, Muse! Wirst du sagen nicht:
    „Der Wahrheit fehlt nicht Zierde, die ihr eigen,
    „Nicht zieht der Pinsel Schönheit an das Licht,
    „Am besten wird das...

  • Mein Lieben wächst, mag’s wen’ger auch sich zeigen,
    Nicht minder lieb’ ich, prunk’ ich drob auch nicht;
    Die Lieb’ ist käuflich, wenn sie nicht verschweigen
    Der Eigner kann, und überall bespricht.
    5 Jung war mein Lieben und in Frühlingszeit,
    Als ich’s in meinen Liedern stets besungen;
    Dem Lenz die Nachtigall nur Töne weiht,
    Nie ist ihr Flöten...

  • Wie ärmlich ist’s, was meine Muse schafft,
    Der solch ein Stoff ward, ihre Macht zu weisen!
    Der nackte Inhalt hat allein mehr Kraft,
    Als wenn ich ihn geschmückt mit meinem Preisen.
    5 O, darum tadle du nicht mehr mein Schweigen,
    Sieh’ in den Spiegel und erblicke dich
    So schön, wie Phantasie dich nie kann zeigen;
    Es schmäht mein Singen, bringt in...

  • Mir, schöner Freund, kannst nie du werden alt,
    Denn wie du warst, da ich zuerst dich fand,
    Ist deine Schönheit noch. Drei Winter kalt,
    Drei Sommern haben sie den Schmuck entwandt;
    5 Drei schöne Lenze haben sich gekehrt,
    Im gelben Herbst allmälig zu verblüh’n;
    Dreimal hat Maienduft August zerstört,
    Seit ich dich schaute, der du stets noch grün....

  • O sage nicht, mein Herz sei wandelbar,
    Wenn Trennung meine Gluth zurückedrängt!
    Wohl eher ließ mein Leben ich fürwahr,
    Als meine Seele, die dein Herz umfängt.
    5 Das ist der Liebe Heimath, und mich führt,
    Dem Wandrer gleich, die lange Fahrt zurück;
    Zu rechter Zeit, nicht von der Zeit berührt,
    Versöhn’ ich meinen Fehl im Augenblick.
    O...