• [22]
    GEISTLICHES LIED
    Zeichen, seltne Stickerein
    Malt ein flatternd Blumenbeet.
    Gottes blauer Odem weht
    In den Gartensaal herein,
    5 Heiter ein.
    Ragt ein Kreuz im wilden Wein.

    Hör’ im...

  •      Gekommen ist der Maye,
    Die Blumen und Bäume blühn,
    Und durch die Himmelsbläue
    Die rosigen Wolken ziehn.

    5      Die Nachtigallen singen
    Herab aus der laubigen Höh’,
    Die weißen Lämmer springen
    Im weichen grünen Klee.

         Ich kann nicht singen und springen,
    10 Ich liege krank im Gras;
    Ich höre fernes Klingen,
    Mir...

  • [36]
    Gelübde

    Nie will ich mich freuen im dunkeln Tal,
    Im Staub, den die müden Menschen durchhasten.
    Auf Bergen,...

  • [111] Gelübde.

    Allein, allein in mitternächt’ger Stunde,
    Und mitternächtig finster ist mein Leben,
    Am Horizonte will kein Strahl mir Kunde
    Von einem lichten Morgenrote geben.
    5 Die Thrän...

  • Und ob dem Sinn die Worte dunkel klangen,
         So hatte doch das Herz sie bald ergründet.
         Dein Feu’r, o Kunst, das glimmend mich entzündet,
         War mir im Herzen lodernd aufgegangen.

    5 Nun kenn’ ich mich, ich kenne mein Verlangen,
         Das deinem Busen ewig mich verbindet.
         Tief fühl’ ich es, wie mich dein Arm umwindet,
         Wie deine...

  • [80] GELD ALLEIN

    Wie gut, daß alle einander nicht gleichen.
    Wie recht, daß manche es erreichen,
    Daß sie eines Tages reich sind.
    Wie gut, daß auch diese einander nicht gleich sind.

    5 Schlechte Menschen ohne...

  • [19] Geliebte

    Als ich mich heute Nacht in den Kissen richtete,
    Traf mich dein Atem wie das Sägen des Totenwurms,
    Der sich mit dem Surren des Sturms
    Draußen – zu dumpfer Symphonie verdichtete.

    5 Auf der Straße klang es wie ein Getreck
    Von Wagen zu einem Leichenzug
    Das Haustor knirschte          im Zimmer war Totenruch
    Sie wollten den...

  • [291] GEMARTERT

    Ein gutes Tier
    Ist das Klavier,
    Still, friedlich und bescheiden,
    Und muß dabei
    5 Doch vielerlei
    Erdulden und erleiden.

    Der Virtuos
    Stürzt darauf los
    Mit hochgesträubter Mähne...

  • [85] Genügen.

    Wie trüg' ich wohl ein Fernverlangen,
    Da hier der Tag in Rosen blüht,
    Die Sonne mich erweckt mit Prangen
    Und mir am Abend sanft verglüht?

    5 Vom Garten schon in früher Stunde
    ...

  • [146] GENAU BESEHN

    Wenn man das zierlichste Näschen
    Von seiner liebsten Braut
    Durch ein Vergrößerungsgläschen
    Näher beschaut,
    5 Dann zeigen sich haarige Berge,
    Daß einem graut.