•      Zu dem Wettgesange schreiten
    Minnesänger jetzt herbei;
    Ei, das giebt ein seltsam Streiten,
    Ein gar seltsames Turnei!

    5      Phantasie, die schäumend wilde,
    Ist des Minnesängers Pferd,
    Und die Kunst dient ihm zum Schilde,
    Und das Wort, das ist sein Schwert.

         Hübsche Damen schauen munter
    10 Vom beteppichten Balkon’,...

  •      Die Mitternacht war kalt und stumm;
    Ich irrte klagend im Wald herum.
    Ich habe die Bäum’ aus dem Schlaf’ gerüttelt;
    Sie haben mitleidig die Köpfe geschüttelt.

  •      Sternlos und kalt ist die Nacht,
    Es gährt das Meer;
    Und über dem Meer’, platt auf dem Bauch,
    Liegt der ungestaltete Nordwind,
    5 Und heimlich, mit ächzend gedämpfter Stimme,
    Wie’n störriger Griesgram, der gutgelaunt wird,
    Schwatzt er in’s Wasser hinein,
    Und erzählt viel tolle Geschichten,
    Riesenmährchen, todtschlaglaunig,
    10...

  •      Die Nacht ist feucht und stürmisch,
    Der Himmel sternenleer;
    Im Wald, unter rauschenden Bäumen,
    Wandle ich schweigend einher.

    5      Es flimmert fern ein Lichtchen
    Aus dem einsamen Jägerhaus’;
    Es soll mich nicht hin verlocken,
    Dort sieht es verdrießlich aus.

         [...

  •      Die Rose duftet – doch ob sie empfindet
    Das was sie duftet, ob die Nachtigall
    Selbst fühlt, was sich durch unsre Seele windet,
    Bei ihres Liedes süßem Wiederhall; –

    5      Ich weiß es nicht. Doch macht uns gar verdrießlich
    Die Wahrheit oft! Und Ros’ und Nachtigall,
    Erlögen sie auch das Gefühl, ersprießlich
    Wär’ solche Lüge, wie in manchem...

  •      Am Fenster stand die Mutter,
    Im Bette lag der Sohn.
    „Willst du nicht aufstehn, Wilhelm,
    Zu schau’n die Prozession?“ –

    5      „Ich bin so krank, o Mutter,
    Daß ich nicht hör’ und seh’;
    Ich denk’ an das todte Gretchen,
    Da thut das Herz mir weh.“ –

         „Steh’ auf, wir wollen nach Kevlaar,
    10 Nimm Buch und Rosenkranz;
    Die...

  • Einsam in der Waldkapelle,
    Vor dem Bild der Himmelsjungfrau,
    Lag ein frommer, bleicher Knabe
    Demuthsvoll dahingesunken.

    5 O Madonna! laß mich ewig
    Hier auf dieser Schwelle knien,
    Wollest nimmer mich verstoßen
    In die Welt so kalt und sündig.

    O Madonna! sonnig wallen
    10 Deines Hauptes Stralenlocken;
    Süßes Lächeln mild...

  •      Die Welt ist so schön und der Himmel so blau,
    Und die Lüfte die wehen so lind und so lau,
    Und die Blumen winken auf blühender Au’,
    Und funkeln und glitzern im Morgenthau,
    5 Und die Menschen jubeln, wohin ich schau’, –
    Und doch möcht’ ich im Grabe liegen,
    Und mich an ein todtes Liebchen schmiegen.

  •      Die blauen Frühlingsaugen
    Schau’n aus dem Gras hervor;
    Das sind die lieben Veilchen,
    Die ich zum Strauß erkor.

    5      Ich pflücke sie und denke,
    Und die Gedanken all,
    Die mir im Herzen seufzen,
    Singt laut die Nachtigall.

         Ja, was ich denke, singt sie
    10 Lautschmetternd, daß es schallt;
    Mein zärtliches Geheimniß...

  •      Die blauen Veilchen der Aeugelein,
    Die rothen Rosen der Wängelein,
    Die weißen Lilien der Händchen klein,
    Die blühen und blühen noch immerfort,
    5 Und nur das Herzchen ist verdorrt.