• Zwischen Himmel und Erd, hoch in der Lüfte Meer,
    In der Wiege des Sturms trägt mich ein Zakenfels,
              Wolken thürmen
              Unter mir sich zu Stürmen,
    5 Schwindelnd gaukelt der Blik umher
         Und ich denke dich, Ewiger.

    Deinen schauernden Pomp borge dem Endlichen
    Ungeheure Natur! Du der Unendlichkeit
              Riesentochter!...

  • Hymne an die Venus.

    Sie kömmt! ich fühle meiner Göttin Nähe.
    Noch eh’ ich sie mit trunknem Blicke sehe,
    Fühl’ ich ein neues Daseyn, neues Leben,
    Den Busen heben!

    5 Sie lächelt himmlisch gütig auf mich nieder,
    Sie nimmt das Opfer meiner kleinen Lieder
    Mit Götterhuld, winkt freundlich mir entgegen
    Der Liebe Segen.

    Und schenkt mir...

  • Ich bin’s gewohnt den Kopf recht hoch zu tragen,
         Mein Sinn ist auch ein bischen starr und zähe;
         Wenn selbst der König mir in’s Antlitz sähe,
         Ich würde nicht die Augen niederschlagen.
    5 Doch, liebe Mutter, offen will ich’s sagen:
         Wie mächtig auch mein stolzer Muth sich blähe,
         In deiner selig süßen, trauten Nähe
         ...

  • [270] Ich bin bereit.
    (Geschrieben zur Zeit einer Epidemie 1871.)

    I.

    Ich bin bereit! willst Du hinweg mich rufen
    Von dieser Erde, nimm, mein Gott, mich hin.
    Der Tod ist meiner Seele nur Gewinn:...

  •      Ich glaub’ nicht an den Himmel,
    Wovon das Pfäfflein spricht;
    Ich glaub’ nur an dein Auge,
    Das ist mein Himmelslicht.

    5      Ich glaub’ nicht an den Herrgott,
    Wovon das Pfäfflein spricht;
    Ich glaub’ nur an dein Herze,
    ’nen andern Gott hab’ ich nicht.

         Ich glaub’ nicht an den Bösen,
    10 An Höll’ und Höllenschmerz;
    ...

  •      Ich hab’ Euch im besten Juli verlassen,
    Und find’ Euch wieder im Januar;
    Ihr saßet damals so recht in der Hitze,
    Jetzt seyd Ihr gekühlt und kalt sogar.

    5      Bald scheid’ ich nochmals und komm’ ich einst wieder,
    Dann seyd ihr weder warm noch kalt,
    Und über Eure Gräber schreit’ ich,
    Und das eigne Herz ist arm und alt.

  •      Ich hab’ dich geliebet und liebe dich noch!
    Und fiele die Welt zusammen,
    Aus ihren Trümmern stiegen doch
    Hervor meiner Liebe Flammen.

         *     *     *     
    5      Und wenn ich dich geliebet hab’,
    Bis in meiner Todesstunde,
    So nehm’ ich mit in’s ew’ge Grab
    Die große Liebeswunde.

  •      Ich hab’ im Traum’ geweinet,
    Mir träumte du lägest im Grab’.
    Ich wachte auf und die Thräne
    Floß noch von der Wange herab.

    5      Ich hab’ im Traum’ geweinet,
    Mir träumt’ du verließest mich.
    Ich wachte auf, und ich weinte
    Noch lange bitterlich.

         Ich hab’ im Traum’ geweinet,
    10 Mir träumte du wärst mir noch gut.
    Ich...

  •      Ich hab’ mir lang den Kopf zerbrochen
    Mit Denken und Sinnen, Tag und Nacht,
    Doch deine liebenswürdigen Augen
    Sie haben mich zum Entschluß gebracht.

    5      Jetzt bleib’ ich, wo deine Augen leuchten,
    In ihrer süßen, klugen Pracht –
    Daß ich noch einmal würde lieben,
    Ich hätt’ es nimmermehr gedacht.

  • [123]
     2.

    „Ich habe dich erwartet!“ und hernieder
    Schritt lächelnd er und griff nach meiner Hand –
    Entsetzen fuhr mir lähmend durch die Glieder,
    Und Aug’ in Aug’ hielt ihm mein Grauen...