O, wie vielmehr erscheint die Schönheit schön,
Wenn süßen Schmuck die Treue ihr gegeben!
Die Ros’ ist schön, doch ihren Rang erhöh’n
Die süßen Düfte, welche in ihr leben.
5 Die Hageros’ hat gleichen Farbenglanz
Und gleicher Röthe Gluth wie duft’ge Rosen,...

Wenn Alles war, was ist, wenn Nichts auf Erden
Neu – arg wird dann des Menschen Hirn bethört,
Das, rastlos grübelnd über neues Werden,
Ein altes Kind zum zweiten Mal gebärt.
5 O daß zurück Geschichte könnte reichen
Fünfhundert Sonnenläuf’! – ich möchte seh’n...

Kein goldnes Ehrenmal, kein Marmorstein
Der Fürsten überlebt dies mächt’ge Lied.
Du strahlst in seinem Vers mit hellerm Schein,
Als jener Stein, den alter Staub umzieht.
5 Die Säule stürzt des Krieges wilde Wuth,
Des Maurers Werk zerstört des Aufruhrs Drang;...

Erstark’, o Liebe! möge man nicht sagen,
Daß stumpfer dein Begehr als Eßlust sei,
Die schmausend heut’ sich sättigt mit Behagen,
Gekräftigt morgen zum Genuss’ auf’s Neu’.
5 So Liebe du, wenn heute auch du füllst
Dein hungernd Aug’, bis übersatt es winket,...

Dein Sklave bin ich, sollt’ ich Andres streben,
Als willig stets vollziehen dein Begehr?
Kostbare Zeit nicht hab’ ich zu vergeben,
Noch Dienste, da allein ich dir gehör’!
5 Nicht darf ich schmäh’n die langen Marterstunden,
Die ich, mein Herr, so oft für dich...

Verhüte Gott, daß ich, dein Sklave, wollte
Sie zählen, deiner Lust geweihte Stunden,
Daß ich die Zeit dir je berechnen sollte,
Die als Vasall mich deinem Dienst verbunden.
5 O laß mich tragen, so es dir gefällt,
Entfernung von dir, dem Gefangnen gleich;
...

Wie Wellen hin zum kies’gen Ufer rauschen,
So eilen unsre Tage rasch zum Ziel;
Im Wechsel müssen sie die Stellen tauschen,
Sie dringen vorwärts stets in bunt Gewühl.
5 Wenn die Geburt begrüßt des Lebens Licht,
Zur Reife kriecht sie dann, die, kaum gewährt,...

Gebeutst du deinem Bild, wach zu erhalten
Mein müdes Auge in der dunkeln Nacht?
Ist es dein Wille, daß in Traumgestalten
Dein Antlitz neckend mir entgegenlacht?
5 Ist es dein Geist, den du von dir entsandt
Von ferne her, mein Treiben zu erspäh’n?
Hat...

Der Selbstsucht Sünde hält mein Aug’ umfangen,
Beherrschet meinen Geist, mein ganzes Sein,
Nicht Gegenmittel weiß ich zu erlangen,
Da tief die Sünd’ im Herzen wurzelt ein.
5 Kein Antlitz dünkt so hold mich als das meine,
Kein Wesen zeiget so der Wahrheit Zier;...

Wenn meinen Theuren einst, wie mir geschieht,
Der Zeit Unbill zerstörend wird erfassen,
Sein Blut aussaugt und seine Stirn durchzieht
Mit schnöden Furchen; wenn einst wird erblassen
5 Sein Jugendmorgen unter Altersmüh’n;
Wenn Reize, denen er, ein Fürst,...