Wenn Liebchen schwört, daß sie der Wahrheit treu,
Dann glaub’ ich’s ihr, wenn auch ich weiß, sie lügt,
Damit sie wähnt, daß Jüngling ich noch sei,
Mir unbewußt, wie falsche Welt betrügt.
5 So, thöricht denkend, daß sie jung mich hält,
Wenn auch sie weiß, mein Jugendlenz sei hin,
Glaub’ gern ich, was die falsche Zung’ erzählt;
Entstellt von...
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Vom schönsten Wesen wünschen Zuwachs wir,
Damit der Schönheit Rose bleibe ewig jung,
Und wenn der Reifre einstens schied von hier,
Sein Erb’ ihm wahre die Erinnerung.
5 Doch du, beschränkt auf deinen Flammenblick,
Nährst durch den eignen Brand der Flamme Gluth,
Und bringest Noth in üpp’ger Fülle Glück,
Du selbst dein eigner Feind in seltner Wuth... -
Wenn eine vierzig Winter lange Zeit
In deiner Schönheit Feld furcht tiefe Spur,
Ist welkes Kraut der Jugend stolzes Kleid,
Jetzt hoch bestaunt und dann verachtet nur.
5 Gefragt dann: wo blieb deiner Schönheit Glück,
Wo all’ der Schatz aus schöner Tage Traum?
Zu sagen: in dem eignen hohlen Blick –
Das wäre Schimpf und leeren Ruhmes Schaum.... -
Sieh’ in den Spiegel, sag’ dem Antlitz dann:
Zeit ist’s, daß es ein Ebenbild erhält;
Daß, wenn es neues Leben nicht gewann,
Du um die Mutter nicht betrügst die Welt.
5 Denn wo ist, deren Leib noch ungepflügt
Der Gattenliebe Anbau je verschmäht?
Und wo der Thor, der das Geschlecht betrügt,
Wenn Eigenliebe stolz zu Grabe geht?
Du bist der... -
Warum, o Anmuth, willst für dich du nur
Der Schönheit hold Vermächtniß so verschwenden?
Denn Alles leiht und nichts schenkt die Natur,
Doch frei ist, dem sie leihet ihre Spenden.
5 Warum mißbrauchst du, schöner Geizhals, doch
Die güt’ge Fülle, die dir ist gegeben?
Zinsloser Wuchrer, warum brauchst du noch
So große Summen, und kannst doch nicht... -
Ist’s Furcht, daß Wittwenaugen um dich leiden,
Wenn grausam dich die Einsamkeit behält? –
O solltest kinderlos du leider scheiden,
Beklagt dich, ein verwittwet Weib, die Welt.
5 Sie wird als deine Wittwe stets beweinen,
Daß du nicht ließt ein Bild von dir zurück,
Indessen andern Wittwen wohl erscheinen
Des Gatten Formen in des Kindes Blick.... -
Nur zögernd zieh’ ich fort mit trägem Gange,
Da, was ich such’ – der müden Reise Ziel –
Mir zeiget, wie dem End’ ich näh’r gelange,
Daß zwischen Freund und mir der Meilen viel.
5 Das Thier, das fort mich trägt und meinen Schmerz,
Es schreitet matt, als fühlt’s zwiefache Last,
Als kennt’ es ahnend mein bekümmert Herz
Und wüßt’, wie schwer von dir... -
So kann die Lieb’ verzeih’n gemaches Weilen,
Des trägen Pferdes, wenn von dir ich zieh’;
Wie sollte Trennung ich von dir beeilen? –
Bis heim ich kehr’, ist Hast verlorne Müh’.
5 Doch wird mein armes Thier Entschuld’gung finden,
Wenn träg’ erschiene mir der schnellste Flug?
Ich würde spornen, ritt’ ich auch auf Winden,
Beschwingt wär’ luft’ge... -
Dem Reichen gleich’ ich, der mit Schlüssels Kraft
Des theuern Schatzes Truhe sich erschließet,
Doch nicht durch viel Beschauen sie erschlafft,
Die Lust, die seltner er, so mehr genießet.
5 Drum herrlich ist ersehnten Festes Feier,
Die spärlich trifft des langen Jahres Reih’;
Wie Steine dünn gesäet, daß mehr theuer
Des Halsgeschmeids Juwel dem... -
Was ist dein Sein? aus welchem Stoff bereitet,
Daß gern sich dir Millionen Schatten weih’n?
Von einem Schatten Jeder ist begleitet,
Nur einzig du kannst Jedem Schatten leih’n.
5 Adonis mal’, und das Gebilde spendet
Ein ärmlich Gleichniß deines Wesens nur;
Der Schönheit Kunst, auf Helen’s Wang verschwendet,
In Griechentracht, zeigt deine holde...