•      Dein Angesicht so lieb und schön,
    Das hab’ ich jüngst im Traum gesehn;
    Es ist so mild und engelgleich,
    Und doch so bleich, so schmerzenbleich.

    5      Und nur die Lippen, die sind roth;
    Bald aber küßt sie bleich der Tod.
    Erlöschen wird das Himmelslicht,
    Das aus den frommen Augen bricht.

  •      Deine weichen Lilienfinger,
    Könnt’ ich sie noch einmal küssen,
    Und sie drücken an mein Herz,
    Und vergehn in stillem Weinen!

    5      Deine klaren Veilchenaugen
    Schweben vor mir Tag und Nacht,
    Und mich quält es: was bedeuten
    Diese süßen, blauen Räthsel?

  •      Den König Wiswamitra,
    Den treibt’s ohne Rast und Ruh’,
    Er will durch Kampf und Büßung
    Erwerben Wasischtas Kuh.

    5      O, König Wiswamitra,
    O, welch ein Ochs bist du,
    Daß du so viel kämpfest und büßest,
    Und Alles für eine Kuh!

  •      Der Abend kommt gezogen,
    Der Nebel bedeckt die See;
    Geheimnißvoll rauschen die Wogen,
    Da steigt es weiß in die Höh’.

    5      Die Meerfrau steigt aus den Wellen,
    Und setzt sich zu mir, am Strand;
    Die weißen Brüste quellen
    Hervor aus dem Schleiergewand.

         Sie drückt mich und sie preßt mich
    10 Und thut mir fast ein Weh’;...

  • [179]
     IX.
     Der Abgekühlte.

    Und ist man todt, so muß man lang
    Im Grabe liegen; ich bin bang,
    Ja, ich bin bang, das Auferstehen
    Wird nicht so schnell von Statten gehen.

    5 Noch einmal, eh’...

  • [40]
     Der Apollogott.

     I.

    Das Kloster ist hoch auf Felsen gebaut,
    Der Rhein vorüberrauschet;
    Wohl durch das Gitterfenster schaut
    Die junge Nonne und lauschet.

    5 Da fährt ein Schifflein,...

  • [58]
     Der Asra.

    Täglich ging die wunderschöne
    Sultanstochter auf und nieder
    Um die Abendzeit am Springbrunn,
    Wo die weißen Wasser plätschern.

    5 Täglich stand der junge Sklave
    Um die Abendzeit am...

  • [72]
     Der Dichter Firdusi.

     I.

    Goldne Menschen, Silbermenschen!
    Spricht ein Lump von einem Thoman,
    Ist die Rede nur von Silber,
    Ist gemeint ein Silberthoman.

    5 Doch im Munde eines Fürsten...

  • [142]
     Der Ex-Lebendige.

    Brutus, wo ist dein Cassius,
    Der Wächter, der nächtliche Rufer,
    Der einst mit dir, im Seelenerguß
    Gewandelt am Seine-Ufer?

    5 Ihr schautet manchmal in die Höh’,
    Wo die...

  • [144]
     Der Ex-Nachtwächter.

    Mißgelaunt, sagt man, verließ er
    Stuttgart an dem Neckarstrand,
    und zu München an der Isar
    Ward er Schauspiel-Intendant.
     
    5 Das ist eine schöne Gegend...