XX.
Laß den Vogel hellster Lieder, –
Der in Arabien haus’t allein –
Schwermuthsvollen Herold sein,
Folg’ ihm dann, ein keusch Gefieder!

5 Doch der schreiende Verkünder
Jedes Unglücksfalls und Leidens,
Er, der Bote nahen Scheidens,
Keinen...

I.
Hat deines Himmelsaugs Beredtsamkeit
(Der stets die Welt vergeblich widersprochen)
Mich nicht bewegt, zu brechen meinen Eid?
Doch straflos wird für dich ein Eid gebrochen.
5 Ein Weib verschwor ich – daraus folget nur,
Daß ich dich, eine Göttin, nicht...

[155]

Einer Liebenden Klage.

_________...

Wo bist du, Muse, und vergißt so lang,
Zu rühmen, was dir deine Macht verleiht?
Giebst du dein Feuer hin an schlechten Sang,
An Niedres deine Verse, bald bereut?
5 Kehr’ um, vergeßne Mus’, und büße jetzt
In edlen Versen die verlorne Zeit!
Dem Ohre sing...

O arge Muse, wie willst du’s entschuld’gen,
Daß Wahrheit du durch Schönheit nicht geschmückt?
Wahrheit und Schönheit meiner Liebe huld’gen;
Auch du dienst ihr, dadurch zumeist beglückt.
5 Gieb Antwort, Muse! Wirst du sagen nicht:
„Der Wahrheit fehlt nicht...

Mein Lieben wächst, mag’s wen’ger auch sich zeigen,
Nicht minder lieb’ ich, prunk’ ich drob auch nicht;
Die Lieb’ ist käuflich, wenn sie nicht verschweigen
Der Eigner kann, und überall bespricht.
5 Jung war mein Lieben und in Frühlingszeit,
Als ich’s in meinen...

Wie ärmlich ist’s, was meine Muse schafft,
Der solch ein Stoff ward, ihre Macht zu weisen!
Der nackte Inhalt hat allein mehr Kraft,
Als wenn ich ihn geschmückt mit meinem Preisen.
5 O, darum tadle du nicht mehr mein Schweigen,
Sieh’ in den Spiegel und erblicke...

Mir, schöner Freund, kannst nie du werden alt,
Denn wie du warst, da ich zuerst dich fand,
Ist deine Schönheit noch. Drei Winter kalt,
Drei Sommern haben sie den Schmuck entwandt;
5 Drei schöne Lenze haben sich gekehrt,
Im gelben Herbst allmälig zu verblüh’n;...

O sage nicht, mein Herz sei wandelbar,
Wenn Trennung meine Gluth zurückedrängt!
Wohl eher ließ mein Leben ich fürwahr,
Als meine Seele, die dein Herz umfängt.
5 Das ist der Liebe Heimath, und mich führt,
Dem Wandrer gleich, die lange Fahrt zurück;
Zu...

Von welcher Macht empfingst du die Gewalt,
Daß du mein Herz beherrschest, selbst so schwach?
Daß oft mein treues Aug’ ich Lügner schalt,
Und schwur, nicht schmücke Lichtes Glanz den Tag?
5 Woher ward deiner Schlechtigkeit die Gunst,
Daß selbst in deiner...