•           [80] Zur Beichte.

    Ich war der Herr der Welt vor dir,
              im Traum;
    wie eine Sonne warst du mir,
              im Traum.
    5 Ich schmückte dich mit allen guten
    Glücksehnsuchtsgluten
              in...

  • Ruf

    Immer stiller stehn die Bäume,
    nicht ein Blatt mehr scheint zu leben,
    und ich fühle Wüstenträume
    durch den bangen Mittag beben,

    bis ins bange Blut mir zittern,
    bis ins Herz, wie Feuerpfeile.
    O, ich lechze nach Gewittern!
    Komm, Geliebte! eile! eile!

    aus: Richard Dehmel Gesammelte...

  • Kann ich dein Herz beglücken?
    liebreiche Seele, nein.
    Ich kann dich an mein Herz drücken,
    fühlen mußt du's allein.

    Noch im glückhellsten Gesange
    schwebt ein dunkler Klang;
    lausch ihm nicht zu lange,
    sonst wird dir bang.

    Ob ich dir tausendmal sage:
    ich liebe dich -...

  • Mädel, laß das Stricken, geh,
    tu den Strumpf bei Seite heute;
    das ist was für alte Leute,
    für die jungen blüht der Klee!
    Laß, mein Kind,
    komm, mein Schätzchen;
    siehst du nicht, der Abendwind
    schäkert mit den Weidenkätzchen! -

    Mädel liebes, sieh doch nicht
    immer so bei Seite...

  • Meine Hoffnung du, nun hilf mir hoffen!
    Schleicht der Winter schon in unser Leben,
    das noch kaum ein Frühlingsstrahl getroffen?
    Sahn wir darum einen Himmel offen,
    nur um Grabesziele anzustreben?

    Hilf mir glauben! Nimm mir nicht den Segen,
    daß ich Ein Herz durch mich glücklich wisse!
    O, es geht sich...

  • Nie mehr bin ich allein,
    gleich bebt in mir deine Stimme:
    Du, wie ist dir ums Herz?
    Du, wie ist dir ums Herz?

    Wie dem Schwanenpaar damals,
    das wir beim Nestbau belauschten,
    Beide wie Ein Herz bewegt,
    Beide wie ein Herz bewegt.

    Oh, jetzt bin ich allein,
    jetzt bebt in mir deine...

  • Noch Einmal so! Im Nebel durch den Sturm:
    das Segel knatterte, die Schiffer schrieen,
    am Bugspriet stand das Wasser in meinen Knieen
    und sah dein stolz und fremd Gesicht.

    Noch Einmal wollte mir dein Auge drohn,
    wie eine Flamme stand dein Haar im Winde,
    doch in den Wellen rang ein Ton
    wie das Gewein von...

  • O mein Geliebter - in die Kissen
    bet ich nach dir, ins Firmament!
    O könnt ich sagen, dürft er wissen,
    wie meine Einsamkeit mich brennt!

    O Welt, wann darf ich ihn umschlingen!
    O laß ihn mir im Traume nahn,
    mich wie die Erde um ihn schwingen
    und seinen Sonnenkuß empfahn

    und seine...

  • Schmück dir das Haar mit wildem Mohn,
    die Nacht ist da,
    all ihre Sterne glühen schon.
    All ihre Sterne glühn heut Dir!
    du weißt es ja:
    all ihre Sterne glühn in mir!

    Dein Haar ist schwarz, dein Haar ist wild
    und knistert unter meiner Glut;
    und wenn die schwillt,
    jagt sie mit...

  • Seit wann du mein - ich weiß es nicht;
    was weiß das Herz von Zeit und Raum!
    Mir ist, als wärs seit gestern erst,
    daß du erfülltest meinen Traum,

    mir ist, als wärs seit immer schon,
    so eigen bist du mir vertraut:
    so ewig lange schon mein Weib,
    so immer wieder meine Braut.

    aus: Richard...