•      Wenn der uralte,
    Heilige Vater
    Mit gelassener Hand
    Aus rollenden Wolken
    5 Segnende Blitze
    Über die Erde sä’t,
    Küß’ ich den letzten
    Saum seines Kleides,
    Kindliche Schauer
    10 Treu in der Brust.

         Denn mit Göttern
    Soll sich nicht messen
    Irgend ein Mensch.
    Hebt er sich aufwärts,
    15 Und...

  •      Dem Geyer gleich,
    Der auf schweren Morgenwolken
    Mit sanftem Fittich ruhend
    Nach Beute schaut,
    5 Schwebe mein Lied.
     
         Denn ein Gott hat
    Jedem seine Bahn
    Vorgezeichnet,
    Die der Glückliche
    10 Rasch zum freudigen
    Ziele rennt:
    Wem aber Unglück
    Das Herz zusammenzog,
    Er sträubt vergebens...

  • Dich ergriff mit Gewalt der alte Herrscher des Flusses,
         Hält dich und theilet mit dir ewig sein strömendes Reich.
    Ruhig schlummerst du nun beym stilleren Rauschen der Urne,
         Bis dich stürmende Fluth wieder zu Thaten erweckt.
    5 Sey dann hülfreich dem Volke, wie du es Sterblicher wolltest,
         Und vollend’ als ein Gott, was dir als Menschen mißlang....

  • Kophtische Lieder.
    1.

         Lasset Gelehrte sich zanken und streiten,
    Streng und bedächtig die Lehrer auch seyn!
    Alle die Weisesten aller der Zeiten
    Lächeln und winken und stimmen mit ein:
    5 Thörigt, auf Beßrung der Thoren zu harren!
    Kinder der Klugheit, o! habet die Narren
    Eben zum Narren auch, wie sichs gebührt.

         Merlin der...

  •      Wer vernimmt mich? ach! wem soll ich’s klagen?
    Wer’s vernähme, würd’ er mich bedauern?
    Ach! die Lippe, die so manche Freude
    Sonst genossen hat und sonst gegeben,
    5 Ist gespalten, und sie schmerzt erbärmlich.
    Und sie ist nicht etwa wund geworden,
    Weil die Liebste mich zu wild ergriffen,
    Hold mich angebissen, daß sie fester
    Sich des...

  • [13] Lyde,
    eine Erzählung.

    Euer Beyfall macht mich freyer,
    Mädgen, hört ein neues Lied.
    Doch verzeyht, wenn meine Leyer
    Nicht von jenem heil’gen Feuer
    5 Der geweyhten Dichter glüht.

    [...

  • [94] Madrigal

    Mein Mädgen sagte mir: Wie schön
    Ist nicht Olind! ich hab' ihn heut gesehn,
    Lang sah ich ihn bewundernd an;
    [...

  • [97] Madrigal

    aus dem Französischen.

    Climene lebt in tausend Sorgen,
    Daß heut den Schaz ihr Hymen mächtig raubt,
    Den sie der Liebe lang verborgen.
    O, hätte sie längst meinem Rath geglaubt;
    5 Sie...

  • [98] Madrigal

    aus dem Französischen
    des Hrn. v. Voltaire.[1]

    Auch in die allergröbste Lügen
    Mischt oft ein Schein von Wahrheit sich.
    Ich war im Traum' zum Königsrang...

  •      Seht den Felsenquell,
    Freudehell,
    Wie ein Sternenblick
    Über Wolken,
    5 Nährten seine Jugend
    Gute Geister
    Zwischen Klippen im Gebüsch.

         Jünglingfrisch
    Tanzt er aus der Wolke
    10 Auf die Marmorfelsen nieder,
    Jauchzet wieder
    Nach dem Himmel.

         Durch die Gipfelgänge
    Jagt er bunten Kieseln nach,...