Laß uns alle Wege gehen
In der ganzen weiten Stadt,
Bis von unsrer Liebe jedes
Steinchen was zu sagen hat,
Bis die Stadt der blaue Himmel
Gleich als einen Tempel krönt,
Der von unsrer wundervollen
Liebe Tag und Nacht ertönt. (S. 21)...
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Nein, nicht im Tod das letzte Lied -
Im ersten, schönsten Lied den Tod!
Daß diesem Frühling im Gemüth
Kein Sommer naht, kein Winter droht;
Daß unsre Liebe bleibt bewahrt
Vor jeder bösen Fährlichkeit,
Daß ich dir nicht nach Menschenart
Bereite je ein schweres Leid.... -
Wenn ich des Nachts in meinen Kissen ruhe
Nicht schlafend noch, doch träumend und die Lider
Geschlossen - wenn die schweifenden Gedanken
Dann bis zu dir gelangt sind, muß ich immer
Die Augen wieder öffnen, gleich als wär' es
Noch Tag, als stündest du vor mir - denn einzig
In Blicke kann sich all die Lieb' ergießen,... -
Wenn ich erwach', erwacht ein staunend Fragen
Mit mir zugleich:
Warum denn bin ich nun so unverwundbar,
Warum so reich?
Warum steht mir die ganze Welt in Blüten
Und leuchtet mir?
Warum in nie gekannter stiller Demuth
Neig' ich mich dir? (S... -
Der volle Mond erhebt sich
Am Horizont, ein später
Gedanke unsrer Liebe,
Und schwebt im stillen Äther.
Wie ist es schwer, die Nähe
Des Lieben zu entbehren!
Nun ist's, als ob wir wieder
Einander nahe wären;
Denn mir zu Häupten leuchten
Ganz nah dieselben... -
Küsse mich nicht! Denn ich habe
Neulich dem Blitze versprochen,
Mich zu bewachen,
Flehend: Tödte mich, Höchster,
Mit deinem Blitzstrahl,
Wenn ich zu schwach bin,
Durchs Leben rein
Meine Liebe zu tragen!
Er ließ mich leben -
Darum küsse mich nicht!
Aber gehe nicht... -
Ich denke dein in nächt'ger Morgenfrühe,
Wenn aus dem Dunkel sich die Dämmrung ringt,
Wenn kaum erblaßt der Horizont sich röthet
Und eine erste Wachtel singt.
Und kaum in Nacht versunken taucht die Liebe
Mir auf der Morgenröthe Flügeln auf.
Ich denke dein und kürze wie die Wachtel
Voll... -
Sieh, Alles in der Welt ist wandelbar.
Was gestern du gesagt, war gestern wahr,
Doch daß du morgen schon mich nicht mehr liebst,
Wie mannichfalt und groß ist die Gefahr!
Wenn du bedächtest: Weß ein Geist bedarf,
Wird niemals doch dem andern offenbar,
Und Jeder wandelt einsam durch die Welt
Von Allen, die... -
O erster Frühlingsglaube, Liebesfülle,
Die in den österlichen Lüften schwebt!
Und welcher Reichthum nach des Winters Stille
Aus unsern eignen Herzen sich erhebt!
Mir ist, als gäb's von nun an keine Leiden
Und unser Weg sei wie der Sel'gen Flur.
Denn selbst daß du mich kränktest, wird uns Beiden... -
Ja, schön ist's, hinzuschreiten
Durch Sturm und Wetternacht
Und mit einander streiten
Aus ebenbürt'ger Macht.
Doch schöner noch, zu gehen
Im Abendsonnenschein,
Einander ganz verstehen,
Einander folgsam sein. (S. 30)