Nicht hier! den roten Kreuzen folgt der Weg,
Der zur Kapelle führt. „Komm, Bruder, komm!
Der Steig ist kürzer und mir junggewohnt.“
So folg ich dir, und wohl, dein Pfad ist gut,
Der lang und scharf das Tannendunkel spaltet.
Die roten Kreuze sieh! da nahn sie wieder,
Das letzte hier, das zur Kapelle weist.
– Wie still der Ort. Der Linden Aestekranz
Des Laubs beraubt, ragt schüchtern in den Himmel,
– Und laß die Sonne durch den Nebel brechen,
So fällt kein Schatten auf die öde Bank.
Hier laß uns ruhn! – Du schläferst. – Ich, ich träume.
Wie still der Ort! Des Brünnleins dünnes Plätschern
Stört nicht die Hühner auf dem Gartenhaus
Der nahen Wirtschaft, und des Knaben Lauf
Vom Stall zur Küche, und des Hündleins Spielen;
Das alles ist vielleicht nicht Wirklichkeit.
Du Kirchlein hier, mit Säulenvorgebäu,
Wie seltsam ragst du mir ins Aug, umschlungen
Vom Walde wie ein Kind vom Mutterarm!
„Ja, sagst du, Gottes Mutter hütet mich.
Schmerzhafte Mutter, sieh! sie bittet auch
Den fremden Wandrer. Schenk ihr eine Gabe!“ –
Wie tief der Nebel liegt! Wie fern das Glöcklein
Im Tal sich regt, das kaum im heilgen Kreis
Den scheuen Tonschritt hinzusetzen wagt!
Dort draußen, wo heut Menschensonntag ist,
Wohnt auch ein Mütterlein; schmerzhafte Mutter,
Am Grabe weinend, das den Gatten birgt.
Maria, Mutter Gottes, die du einst
Den Sohn ins Grab getragen, kennst du auch
Den Schmerz, der um den toten Gatten ringt?
Viel geb ich dir, wenn du ihn stillen kannst. –
Wie still ist dieser Ort! Des Herzens Schlag
Stört der Gedanken leichtbeschuhten Schritt
Und wird zum Hammerschlag, der mich erweckt.
Komm, Bruder, laß uns fröhlich weiter gehn!
Doch eh wir scheiden, an des Kirchleins Tür
Der Mutter Gottes eine milde Gabe!
Schmerzhafte Mutter
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