Vrchlicky
1.
Dein Antlitz ist bleich und rein
Wie Mondlicht.
Nur deine Lippen lodern
In brennendem Rosenrot.
Weich und tief,
Versöhnung singende Orgellaute,
Quellen Worte des Herzens
Von Deinen sündhaft schönen Lippen,
Und in meine zuckende Seele
Träufelst Du
Lindernden Balsam.
2.
So laß mich knien vor Dir
Tief im Staube,
Laß mich Deine schmalen Hände
Leise küssen;
In diesen tränenfeuchten,
Dunklen Augen
Wohnt das Mitleid,
Wohnt die Alles vergebende,
Göttliche Liebe.
O laß mich knien vor Dir
Tief im Staube. –
3.
Ich möchte beten,
Beten aus tiefster Seele, -
Und weiß nicht zu wem;
Denn ich glaub' es nicht,
Daß über der Sterne
Funkelndem Reigen
Ein Vater thront.
Und so sing' ich denn
Meiner Seele Jubelfanfaren,
All ihre jauchzende,
Trunkene Seligkeit
Hinaus in die Welt,
In die kalte, blütenarme Welt:
Noch kann ich lieben,
Noch kann ich lieben,
Tief und keusch und wunschlos!
Ich möchte danken -
Und weiß nicht wem,
Ich möchte singen, weinen und beten.
4.
Kalt und schneidend
Zog der Dezembersturm
Über meiner Seele
Weiße Rosen.
All die süßen,
Frühlingstrunknen,
Aufblühenden Knospen
Hangen nieder und sinken nieder,
Verbrannt und verdorrt,
Von Frost und Rauhreif.
Weiße Blätter rieseln, rieseln
Eins ums andere
Immer weiter,
Endlos weiter.
Doch wenn sie die Dornen berühren,
Die bösen Dornen,
Dann sickern dunkelrote,
Blutige Tropfen
Aus den weißen,
Zarten Blüten.
Es ist heißes, starkes,
Achtlos verquellendes Herzblut …